Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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auch mit Sachsens zustimmendem Votum stünden sich die Stim— 
men, soviel jetzt davon bekannt sei, gleich; was Hannover und 
Kurhessen tun werde, wisse man zwar noch nicht, Hannover habe 
aber bislang immer mehr die preußische Sache unterstützt, werde 
also auch diesmal von dieser Politik nicht abgehen, und Kur- 
hessen werde gegen die Mobilisierung stimmen, weil es mit seinen 
Finanzen ganz herunter sei. Es sei also zweifellos, daß der 
Antrag auf Mobilisierung in Frankfurt verworfen und darum 
Preußen keinen Grund haben werde, dem Bunde den Krieg zu 
erklären. Es ist nicht nötig, in die Kritik einer solchen völlig 
in der Luft hängenden Politik einzugehen. 
Preußen hatte der schleunigen Erledigung des österreichischen 
Antrags nichts in den Weg zu legen; aber es warnte die Mittel- 
staaten und bezeichnete telegraphisch die Stimmenabgabe für die 
Mobilisierung als Kriegsfall. Nun wurde aber am 14. Juni 
nicht über den österreichischen Antrag abgestimmt, sondern über 
den bayrischen, den dann Osterreich zu dem seinigen machte. Bayern 
schlug vor, es seien lediglich das 7., 8., 9. und 10. Bundes- 
korps — es waren die Korps der deutschen Mittelstaaten — 
auf Kriegsfuß zu setzen; die Kontingente Preußens und Oster- 
reichs blieben dadurch unberührt; auch wurde jene Rüstung nicht 
mit dem Bundesbruche Preußens begründet, sondern als Zweck 
wurde angegeben, der Bund müsse Vorkehrungen treffen, um 
etwaigen Störungen des Friedens entgegenzutreten. Der bay- 
rische Antrag war zwar formell nicht gegen Preußen gerichtet 
und entsprach auch völlig dem Bundesrechte; aber der Sache 
nach war er nichts anderes, als der österreichische, weshalb auch 
Osterreich sofort dafür stimmte. Der Antrag Bayerns wurde 
mit 9 gegen 6 Stimmen angenommen. Für den Antrag stimmten 
Osterreich, Bayern, Hannover, Württemberg, Sachsen, Kurhessen, 
Hessen-Darmstadt, Nassau, Meiningen, Frankfurt. Gegen den 
Antrag waren Preußen, Luxemburg, beide Mecklenburg, Sachsen- 
Weimar, Koburg, Altenburg, Braunschweig, Oldenburg, Schwarz= 
burg und die drei Hansastädte; aus der Abstimmung der 16. Kurie 
(Liechtenstein, die beiden Reuß, Lippe, Waldeck und Schaumburg) 
konnte man nicht klug werden; Baden enthielt sich der Abstimmung
	        
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