Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Benedeks in die Hände des Kronprinzen, worin ihm befohlen 
wurde, Münchengrätz und Turnau um jeden Preis zu behaupten 
und in steter Fühlung mit dem Feinde zu bleiben. Da die ver- 
bündeten Sachsen und Österreicher insgesamt nur etwas über 
60000 Mann zählten, die beiden genannten preußischen Armeen 
aber mehr als das Doppelte, so hatte ein solcher Befehl nur 
Sinn, wenn der österreichische Oberbefehlshaber gesonnen war, 
die von ihm an der Iser befohlene Defensive durch möglichst 
baldiges Eingreifen in eine erfolgreiche Offensive zu verwandeln. 
Zunächst aber war an die Ausführung des Befehls nicht 
mehr zu denken, da die Preußen nach dem Vorteile von Liebenau- 
Smichrow sich alsbald in den Besitz von Turnau gesetzt und in 
der weiteren Folge in einem bis in die Nacht des 27. sich aus- 
dehnenden Gefechte auch den flußabwärts von Turnau bei Podol 
befindlichen Ubergang errungen hatten. Nach einer Besprechung 
mit Clam-Gallas verlegte deshalb der Kronprinz sein Haupt- 
quartier von Jung-Bunzlau nach Münchengrätz. Währenddem 
erschien König Johann in jenem Ort, um trotz seiner Jahre 
an den Operationen seiner Truppen teilzunehmen. Jene Weg- 
nahme von Podol veranlaßte aber den Kronprinzen, dem Vater 
die Verlegung seines Quartiers nach Unterbautzen, auf dem halben 
Wege nach Jitschin anzuempfehlen. Dazu gab auch Veranlassung 
ein um die Mitternacht zum 27. Juni einlaufendes Telegramm 
des Oberfeldherrn, daß er nicht mehr hoffen könne, rechtzeitig 
an der Iser anzulangen, weshalb er es dem Kronprinzen über- 
lassen wolle, länger oder nicht dort zu verweilen. Immerhin 
hielten es der Kronprinz und Clam-Gallas, solange sie von Turnau 
her nicht überflügelt wären, für richtig, den Iserübergang wenig- 
stens bei Münchengrätz zu halten; doch sorgte der Kronprinz 
für eine unbehelligte Rückzugslinie auf Jitschin. Andererseits 
meinte Prinz Friedrich Karl, nach den raschen Vorstößen des 
26. Juni erst das Herankommen seiner Gesamttruppen erwarten 
zu müssen, und so verlief der 27. Juni ohne besondere Be- 
gegnungen. Ein um Mittag dieses Tages einlaufender General- 
befehl Benedeks zeigte an, daß die Hauptarmee erst um Joseph- 
stadt zusammengezogen werden sollte. In diesem Telegramm war
	        
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