Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Verfassung und einer neuen Städteordnung ausgearbeitet, ent- 
sprechende Anderungen in dem Stadtpolizeiregiment und der 
Armenpflege eingeführt und der Mahlzwang, d. h. die Verpflich- 
tung, nur bei gewissen Müllern sein Getreide mahlen zu lassen, 
abgelöst werden sollte. Betreffs des Jesuitenordens und der Aus- 
gaben für die katholische Kirche wurden durchaus beruhigende 
Versicherungen gegeben. Am 7. Nov. löste sich jene Kommission auf. 
In den übrigen Städten des Landes vollzogen sich die Ande- 
rungen im Stadtregiment ohne weitere Störungen, abgesehen 
vielleicht von Chemnitz, wo ein beutelustiger Pöbel die Häuser 
zweier katholischer Bürger stürmte, und von Freiberg, wo die 
Bergknappen streikend vor die Tore zogen und sich einen höheren 
Schichtlohn ertrotzten. Der neben den rein politischen und so- 
zialen Bestrebungen aber immer mit erklingende protestantische 
Grundton trat in sinniger Weise in der Anregung hervor, daß 
man, da die Feier der Augustana im Juni so vielen Schwierig- 
keiten begegnet war, das Versäumte bei der seit 1823 ein- 
geführten Feier des Reformationsfestes am 31. Okt. nachholen 
sollte. Dem entsprachen die besonders festlichen Veranstaltungen 
in Leipzig und Dresden. In jener Stadt zogen mit der neuen 
Garnison, den aus Dresden verpflanzten Schützen, die Kommunal= 
garde, mit den Studenten in Wichs, denen die Bürgerschaft 
übrigens eine kostbare Fahne verehrt hatte, die Gymnasien und 
sonstigen Schulen auf; außer der evangelischen Geistlichkeit war 
bezeichnenderweise auch die katholische und der griechische Archi- 
mandrit zugegen. Wie hier die allgemeine Freuden= und Ver- 
söhnungsfeier durch solchen Akt der Toleranz gehoben wurde, 
so geschah in Dresden sogar noch ein Schritt weiter, indem im 
Anschluß an das Fest 127 Katholiken ihre Überzeugung aus- 
sprachen, daß die katholische Kirche einer Reform bedürfe und 
man an Stelle der römisch-katholischen Kirche eine reform-katho- 
lische setzen müsse. 
Während so im Innern Sachsens sich die Verhältnisse zum 
Konstitutionalismus auswuchsen, blickte man von Wien und Berlin 
aus mit gemischten Gefühlen auf diese Vorgänge. In Berlin 
verurteilte man vor allem deswegen die Unruhen in Dresden
	        
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