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Verfassung und einer neuen Städteordnung ausgearbeitet, ent-
sprechende Anderungen in dem Stadtpolizeiregiment und der
Armenpflege eingeführt und der Mahlzwang, d. h. die Verpflich-
tung, nur bei gewissen Müllern sein Getreide mahlen zu lassen,
abgelöst werden sollte. Betreffs des Jesuitenordens und der Aus-
gaben für die katholische Kirche wurden durchaus beruhigende
Versicherungen gegeben. Am 7. Nov. löste sich jene Kommission auf.
In den übrigen Städten des Landes vollzogen sich die Ande-
rungen im Stadtregiment ohne weitere Störungen, abgesehen
vielleicht von Chemnitz, wo ein beutelustiger Pöbel die Häuser
zweier katholischer Bürger stürmte, und von Freiberg, wo die
Bergknappen streikend vor die Tore zogen und sich einen höheren
Schichtlohn ertrotzten. Der neben den rein politischen und so-
zialen Bestrebungen aber immer mit erklingende protestantische
Grundton trat in sinniger Weise in der Anregung hervor, daß
man, da die Feier der Augustana im Juni so vielen Schwierig-
keiten begegnet war, das Versäumte bei der seit 1823 ein-
geführten Feier des Reformationsfestes am 31. Okt. nachholen
sollte. Dem entsprachen die besonders festlichen Veranstaltungen
in Leipzig und Dresden. In jener Stadt zogen mit der neuen
Garnison, den aus Dresden verpflanzten Schützen, die Kommunal=
garde, mit den Studenten in Wichs, denen die Bürgerschaft
übrigens eine kostbare Fahne verehrt hatte, die Gymnasien und
sonstigen Schulen auf; außer der evangelischen Geistlichkeit war
bezeichnenderweise auch die katholische und der griechische Archi-
mandrit zugegen. Wie hier die allgemeine Freuden= und Ver-
söhnungsfeier durch solchen Akt der Toleranz gehoben wurde,
so geschah in Dresden sogar noch ein Schritt weiter, indem im
Anschluß an das Fest 127 Katholiken ihre Überzeugung aus-
sprachen, daß die katholische Kirche einer Reform bedürfe und
man an Stelle der römisch-katholischen Kirche eine reform-katho-
lische setzen müsse.
Während so im Innern Sachsens sich die Verhältnisse zum
Konstitutionalismus auswuchsen, blickte man von Wien und Berlin
aus mit gemischten Gefühlen auf diese Vorgänge. In Berlin
verurteilte man vor allem deswegen die Unruhen in Dresden