Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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insbesondere bei dem Dorfe Diletz, war die schwache Stelle, die 
durch die Gestaltung des Geländes günstige Gelegenheit zum An— 
griff bot. Dazu kam ein unglückseliges Mißverständnis, indem 
die auf dem rechten Flügel bei Eisenstadtl stehenden Osterreicher 
die gerade dort postierten sächsischen Jäger eine Zeitlang für 
Preußen hielten und im Rücken beschossen. Immerhin wurde 
durch Heranziehung der sächsischen Reserveartillerie und durch 
Edelsheims Reiterei die Stellung bei Diletz so gestärkt, daß ein 
Durchbruch der Preußen außerhalb des Bereichs der Möglichkeit 
erschien. Der Tag neigte sich schon, als ein Viertel nach 7 Uhr 
dem Kronprinzen die Depesche eingehändigt wurde, die 7¾ Uhr 
früh ausgegeben worden war, aber wie wir sahen, zunächst 
in Militschowes eine ausführliche Mittagsrast mitgemacht hatte. 
Als ihr Uberbringer, der erwähnte Graf Sternberg gegen Abend 
aus der Gegend von Jitschin Kanonendonner hörte, fand er es 
doch endlich für angezeigt, seinen Auftrag auszurichten, und so 
gelangte folgende für die augenblickliche Situation ebenso ver- 
hängnisvolle wie niederschmetternde Depesche zwölf Stunden nach 
ihrer Ausfertigung zu Händen des Kronprinzen: „Ich sehe 
mich genötigt, meine Bewegung gegen die Iser zu sistieren; die 
Armce wird im Laufe des heutigen Tages die in der Beilage 
ersichtliche Aufstellung nehmen. Ew. Königl. Hoheit wollen Ihre 
zur Vereinigung mit dem Gros der Armee begonnene Bewegung 
danach einrichten und fortsetzen, bis die Vereinigung erfolgt ist, 
jedoch größeren Gefechten ausweichen.“ 
Also all die Mühsal des heißen Tages, alles Blutvergießen 
war völlig überflüssig gewesen und, was nun das Schlimmste war, 
das Gefecht mußte abgebrochen und angesichts eines rücksichtslos 
drängenden Feindes der Rückzug angetreten werden. Da die 
ebenfalls zurückbeorderte Brigade Ringelsheim nun auch nach 
Jitschin hineineilte, so wurden die Rückzugsverhältnisse äußerst 
schwierig; eine Menge von Wagen, Kanonen, Reiterei und Fuß- 
mannschaft suchte in den Straßen des Städtchens vorwärtszukom- 
men. Der Leibbrigade fiel die Aufgabe zu, vorläufig Jitschin 
zu halten und damit den Rückzug zu decken, was sie auch gegen- 
über den schon eindringenden pommerschen Füsilieren gewissen-
	        
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