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haft durchführte. Gegen Mitternacht war die Räumung Jitschins
vollendet. Der Kronprinz verließ die Stadt erst gegen ½10 Uhr
und begab sich nach dem 8 Kilometer südlich von Jitschin ge-
legenen Jitschinowes, wo er Nachtquartier nahm. König Johann
hatte auf die Nachricht von dem Befehle zum Abbruche des Ge-
fechtes seine vorbeschriebene Stellung auf den Rat seines Sohnes
verlassen und sich unter der Bedeckung eines österreichischen Ulanen-
piketts nach Miletin, 25 Kilometer östlich von Jitschin, in der
Richtung auf Josephstadt begeben. Er langte dort erst gegen
Mitternacht an und traf da mit dem Führer des dritten öster-
reichischen Armeekorps, dem Erzherzog Ernst, zusammen, dessen
rechtzeitiges Erscheinen auf dem Felde von Jitschin ohne Zweifel
die Preußen zurückgeworfen haben würde. Am nächsten Tage
fuhr der König weiter bis Königgrätz und Pardubitz und blieb
hier bis zum Nachmittage des 1. Juli. Dort erreichte ihn eine
Einladung des Kaisers von Osterreich, seinen Aufenthalt in Wien
zu nehmen. Zu Wagen gelangte er mit Beust und dem Kriegs-
minister, die in Pardubitz voller Sorgen auf ihren Herrn ge-
wartet hatten, in anstrengender Nachtfahrt über Chrudim nach
Deutsch-Brod. Da die Straßen mit Munitions= und anderen
Wagen überfüllt waren, so mußte andauernd im Schritt gefahren
werden. Hierbei bemerkte der König mit der ihm eigenen philo-
sophischen Ruhe heiteren Tones: „Wenn wir verfolgt werden,
haben es die Husaren leicht!“ Die Fahrt wurde am Nachmittag
des 2. Juli, nachdem vom Kronprinzen Meldung von dem trotz
der üblen Erfahrungen von Jitschin tüchtigen Zustande der säch-
sischen Truppen eingegangen war, nach Iglau fortgesetzt und von
da am 3. Juli nach Brünn. Von hier aus erst konnte der
König die Eisenbahn bis Wien benutzen. Als der Zug in der
zweiten Nachtstunde auf dem festlich geschmückten Nordbahnhofe
einlief, empfing Kaiser Franz Josef seinen Gast mit der Nach-
richt von der verlorenen Schlacht von Königgrätz.
Wir wissen, daß Benedek in seiner festen Stellung von Miletin-
Dubenetz die Entscheidungsschlacht abzuwarten, entschlossen war.
Es sollte eine Verteidigungsschlacht werden, an sich schon ein nur
unter günstigsten Vorbedingungen zum Siege, sonst höchstens zur
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