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vorübergehenden Ermattung des Gegners führender Plan, em hier
noch die besondere Schwierigkeit entgegenstand, daß er gegen zwei
Fronten durchgeführt werden mußte. Dabei war darauf gerechnet,
daß die zirka 60000 Mann zählende Iser-Armee vollständig intakt
herangezogen werden könnte. Die Schlacht von Jitschin beraubte
Benedek nicht nur dieses sicher erwarteten und durchaus notwendi-
gen Sukkurses, sondern gab auch seinen ganzen linken Flügel bloß
und setzte ihn dem zweifellos eintretenden Zangenangriff der beiden
siegesfrohen Armeen des Gegners aus. Die Truppen des Grafen
Clam-Gallas kamen kampfunfähig und in dem schon deprimierten
Heere Schrecken verbreitend im Hauptlager an, die Sachsen aber
und die Division Edelsheim hatten ihren Rückzug nach Süden
antreten müssen und waren dadurch zunächst überhaupt außer
aller Verbindung mit dem Hauptquartier. Infolge aller dieser
Umstände war die Stellung, die Benedek bei Dubenetz genömmen
hatte, nicht mehr haltbar. Er mußte sich mit den übrigen Truppen
des Grafen Clam-Gallas, der übrigens auch den Weg nach Süd-
osten, nämlich nach Königgrätz zu eingeschlagemn# hatte, und vor
allem wieder mit den Sachsen in Fühlung bringen. So erfolgte
der Rückzug auf die Stätte des Verhängnisses.
Man kann sich kaum eine Vorstellung machen von den
Schwierigkeiten und teilweise furchtbaren Szenen des nächtlichen
Rückzugs der sächsischen Truppen und was sich ihnen von Oster-
reichern angeschlossen hatte, bis man endlich am Nachmittage des
30. Juni das 20 Kilometer südlich von Jitschin gelegene Smidar
erreichte. Man denke sich, daß diese Truppen seit dem frühen
Morgen des vorangehenden sehr heißen Tages auf dem Marsche
befindlich waren, dann eine sehr ernste Begegnung mit dem Feinde
durchgemacht hatten, ein gut behauptetes Schlachtfeld hatten ver-
lassen müssen und eine ganze Nacht hindurch und einen halben
Tag marschiert waren, und das alles ohne zu wissen warum ?!
Dann erst gewinnt man die richtige Wertschätzung einer Armee,
die trotz einer durch falschen Alarm gestörten Nachtruhe in der
Nacht zum 30. Juni doch ihre innere Ordnung vollkommen be-
hielt. Am 1. Juli konnte der Aufmarsch der Truppen an der
Bistritz erfolgen, nachdem der Kronprinz 10 Kilometer östlich von