Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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aber die Besetzung von Ober-Prim vermochten sie nicht mehr 
zu hindern. Ebensowenig richtete die Brigade Roth aus und 
die Reiterei Edelsheims, weil sich die Preußen nach dieser Seite 
hin rechtzeitig gedeckt hatten. 
Durch den Verlust von Ober-Piim war aber auch die Stel- 
lung der Sachsen bei Problus gefährdet und dies um so mehr, 
als nun auch in der Front die preußische Division Münster sich 
zum Angriff auf die Höhe anschickte. Unter diesen Umständen 
entschloß sich der Kronprinz um ½3 Uhr, die Schlacht abzubrechen, 
um sich wenigstens einen geordneten Rückzug zu sichern. Nur 
einen Teil der Artillerie und die 3. Infanteriebrigade ließ er, 
um sich im Räücken zu decken, in Problus zurück; diese ver- 
teidigten das Dorf solange sie konnten, wobei Generalmajor 
von Carlowitz, ihr Führer, und der Führer des 3. Jägerbataillons 
Oberstleutnant v. d. Mosel fielen. Dann rückten sie in guter 
Ordnung der übrigen Kolonne nach. Das 1. Jägerbataillon unter 
Oberstleutnant Nehrhoff von Holderberg setzte den Kampf noch 
bis ½4 Uhr fort. Als bei diesen Jägern der Kronprinz an 
der Waldecke des Brizaer Waldes bei Bor erschien, empfingen ihn 
die Jäger mit lautem Hurra. Er übertrug ihnen die Deckung des 
Hauptquartiers, indem er ihnen zurief: „Ihr braven Kerls ver- 
dient, daß ich bei Euch und unter Euch bleibe!“ Die Stimmung 
freilich, in der er sich befand, drückte sich in dem zu einem seiner 
Offiziere gesprochenen Worte aus: „Ich wollte, ich läge tot auf 
dem Schlachtfelde.“ 
Um dieselbe Zeit entschied sich aber auch die übrige Schlacht, 
von deren Entwicklung der Kronprinz übrigens ohne jede Nach- 
richt geblieben war. Gegen das Zentrum der österreichischen Stel- 
lung, das Benedek selbst kommandierte, drängte die Armee des 
Prinzen Friedrich Karl; von Norden her erfolgte, die Entschei- 
dung bringend, der Angriff des Kronprinzen von Preußen auf 
den wenig gedeckten rechten Flügel der Osterreicher. Um dieselbe 
Zeit, wo auf der sächsischen Seite die Schlacht abgebrochen wurde, 
machte sich auch auf allen übrigen Punkten der österreichischen 
Aufstellung der Rückzug notwendig, nur daß er hier nicht in 
so geordneter und kaltblütiger Weise ausgeführt wurde wie bei
	        
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