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mehr an Benedeks Stelle das Oberkommando übernommen hatte,
ordnete deshalb den Rückzug der ganzen Nordarmee auf Wien
an; dieser sollte soviel als tunlich auf der Eisenbahn erfolgen;
nur die Granatkanonenbatterie v. d. Pforte aber gelangte schon
am 11. Juli nach Wien; dann nahmen Osterreicher die Bahn
in Anspruch, bis zum 14., wo der Kronprinz von Olmütz nach
Wien fuhr, und am 15. zerstörten die Preußen die Nordbahn;
so mußte wieder marschiert werden, was staffelförmig schon
vom 14. Juli an geschah; dabei wurden die einzelnen Teile des
sächsischen Heeres wieder voneinander getrennt, so daß sie zuzeiten
in acht verschiedene Korps geteilt waren. Im wesentlichen richtete
sich ihr Marsch nach dem Gebiete zwischen der March und Waag.
Überall mußte man vor den nachrückenden Preußen auf der Hut
sein. Doch kam es zu keinen ernsteren Begegnungen. Ein kleines
Rencontre hatten am Nachmittage des 22. Juli Teile des ersten
keiterregiments unter Major von Carlowitz bei Jablonitz mit
der 3. Eskadron des preußischen 10. Ulanenregiments und machten
hier 5 Gefangene und erbeuteten 7 Pferde. Aber schon am näch-
sten Tage, während Prinz Georg die Truppe zu ihrem kleinen
Erfolge beglückwünschte, kam ein preußischer Parlamentär und
verlangte auf Grund des zu Nikolsburg am 20. Juli für die
Zeit vom 22. Juli mittags auf 5 Tage abgeschlossenen Waffen-
stillstandes die Wiederauslieferung der Gefangenen und Pferde,
die natürlich auch erfolgte.
König Johann war, wie oben erzählt wurde, von Jitschin
aus nach Brünn gereist und setzte von hier aus am 3. Juli
abends 8 Uhr mit der Eisenbahn die Reise nach Wien fort.
Man wußte zwar, daß eine Schlacht im Gange war, aber man
war, wie Beust, der den König ja begleitete, erzählt, nicht ohne
alle Hoffnung. Derselbe fährt fort: „In später Nachtzeit, in
der zweiten Nachtstunde, kamen wir in Wien an, wo ein tief-
erschütternder Anblick unserer harrte. Der Bahnhof hell er-
leuchtet, reich mit Blumen geschmückt, und auf dem Perron der
Kaiser in strammer militärischer Haltung — aber weiß wie seine
Uniform. — Mit der verlorenen Schlacht mußte er den König
begrüßen.“ Es folgte ein Moment tiefster Ergriffenheit; dann