Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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mehr an Benedeks Stelle das Oberkommando übernommen hatte, 
ordnete deshalb den Rückzug der ganzen Nordarmee auf Wien 
an; dieser sollte soviel als tunlich auf der Eisenbahn erfolgen; 
nur die Granatkanonenbatterie v. d. Pforte aber gelangte schon 
am 11. Juli nach Wien; dann nahmen Osterreicher die Bahn 
in Anspruch, bis zum 14., wo der Kronprinz von Olmütz nach 
Wien fuhr, und am 15. zerstörten die Preußen die Nordbahn; 
so mußte wieder marschiert werden, was staffelförmig schon 
vom 14. Juli an geschah; dabei wurden die einzelnen Teile des 
sächsischen Heeres wieder voneinander getrennt, so daß sie zuzeiten 
in acht verschiedene Korps geteilt waren. Im wesentlichen richtete 
sich ihr Marsch nach dem Gebiete zwischen der March und Waag. 
Überall mußte man vor den nachrückenden Preußen auf der Hut 
sein. Doch kam es zu keinen ernsteren Begegnungen. Ein kleines 
Rencontre hatten am Nachmittage des 22. Juli Teile des ersten 
keiterregiments unter Major von Carlowitz bei Jablonitz mit 
der 3. Eskadron des preußischen 10. Ulanenregiments und machten 
hier 5 Gefangene und erbeuteten 7 Pferde. Aber schon am näch- 
sten Tage, während Prinz Georg die Truppe zu ihrem kleinen 
Erfolge beglückwünschte, kam ein preußischer Parlamentär und 
verlangte auf Grund des zu Nikolsburg am 20. Juli für die 
Zeit vom 22. Juli mittags auf 5 Tage abgeschlossenen Waffen- 
stillstandes die Wiederauslieferung der Gefangenen und Pferde, 
die natürlich auch erfolgte. 
König Johann war, wie oben erzählt wurde, von Jitschin 
aus nach Brünn gereist und setzte von hier aus am 3. Juli 
abends 8 Uhr mit der Eisenbahn die Reise nach Wien fort. 
Man wußte zwar, daß eine Schlacht im Gange war, aber man 
war, wie Beust, der den König ja begleitete, erzählt, nicht ohne 
alle Hoffnung. Derselbe fährt fort: „In später Nachtzeit, in 
der zweiten Nachtstunde, kamen wir in Wien an, wo ein tief- 
erschütternder Anblick unserer harrte. Der Bahnhof hell er- 
leuchtet, reich mit Blumen geschmückt, und auf dem Perron der 
Kaiser in strammer militärischer Haltung — aber weiß wie seine 
Uniform. — Mit der verlorenen Schlacht mußte er den König 
begrüßen.“ Es folgte ein Moment tiefster Ergriffenheit; dann
	        
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