Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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und Leipzig, weil sich die Regierung nicht, wie etwa in Braun- 
schweig oder Hessen, irgend eine Pflichtverletzung habe zu schulden 
kommen lassen. Aber als man ein Angebot bewaffneter Hilfe 
in Dresden abgewiesen sah, beschloß man taktvollerweise, die Dinge 
ihrer eigenen Entwickelung zu überlassen. Im übrigen war das 
persönliche Verhältnis zwischen dem Berliner und dem Dresdener 
Hofe ein viel günstigeres geworden, namentlich seitdem Prinz 
Johann und der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm in den 
beiden bayrischen Schwestern, Amalie und Elisabeth, beglückende 
Lebensgefährtinnen gefunden hatten und darum in regen freund- 
schaftlichen Verkehr traten. Auch hatte sich Prinz Friedrich August 
bei einem kürzlich in Berlin abgestatteten Besuche das Wohlwollen 
des Königs Friedrich Wilhelm III. in hohem Maße erworben. 
Darum fand in Berlin der durch den Gesandten von Watz- 
dorf vertraulich vorgelegte sächsische Verfassungsentwurf, weil er 
das monarchische Prinzip völlig wahre, keinerlei Mißbilligung. — 
So konnte die Dresdener Regierung ruhig den von Wien herüber- 
klingenden Warnungen und Bevormundungen entgegentreten, na- 
mentlich seit man wußte, daß eine Anfrage von Wien in Berlin, 
ob nicht ein gemeinsames Einschreiten der beiden Großmächte 
in Sachsen ratsam sei, verneinend beantwortet worden war. Übri- 
gens hatte auch Osterreich bewaffnete Hilfe mit gleichem Er- 
folge wie Preußen durch seinen Gesandten in Dresden, den Grafen 
Colloredo anbieten lassen. Die brieflichen Rechtfertigungen, die 
der Prinzregent, verheiratet mit Erzherzogin Karoline, einer 
Tochter des Kaisers Franz, seinem Schwiegervater zugehen ließ, 
hinderten diesen nicht, seinem Staatskanzler die Absendung einiger 
„gesalzener Depeschen“ nach Dresden anzubefehlen. Schon am 
28. Sept. schrieb Metternich an Colloredo u. a.: „Unter den 
Ereignissen unserer verhängnisvollen Zeit könnten wir uns kaum 
eins denken, welches in seiner Veranlassung seichter und in den 
Folgen schwerer sein könnte. Welches Beispiel liefert Sachsen 
heute nicht anderen deutschen Stämmen? Se. Majestät der Kaiser 
als erster Bundesfürst und als Nachbar können das Vorgefallene 
nie genug bedauern.“ Ein andermal fragte Metternich an, wie 
es wohl möglich sei, daß ein Staat, der bisher ein Muster deut-
	        
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