Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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von Thüringen sowie das großherzogliche Oberhessen anzueignen. 
Mag das nun auch mit dem Hintergedanken geschehen sein, Preußen 
zu einer seinen eigenen Interessen nachteiligen Überspannung 
seiner Forderungen zu verleiten, so hat doch auch Napoleon zu 
Nikolsburg absolut nichts getan, um den Ansprüchen Preußens 
entgegenzutreten, wie er auch im Interesse Osterreichs nur der 
Form nach auf dessen Seite zu stehen schien. Die Fortdauer 
Sachsens war in erster Linie der Energie der österreichischen 
Unterhändler zu verdanken, die mit allem Nachdruck erklärten, 
daß Kaiser Franz Josef lieber noch einmal das Schlachtenglück 
versuchen werde, ehe er Sachsen preisgebe; auch die erwähnte 
Abtretung des Leipziger und Bautzener Kreises wurde abgelehnt. 
Allerdings war nun König Wilhelm, der auch noch Gebiets- 
vergrößerungen auf Kosten Bayerns und Osterreichs im Sinne 
hatte und sich hierin von seinen Generalen unterstützt sah, ge- 
willt, die Verhandlungen abzubrechen und um jenen Kampfpreis 
den Krieg fortzusetzen. Bismarck aber, dessen Staatskunst bis- 
lang eine Einmischung Frankreichs und Rußlands, überhaupt ein 
gemeinsames Vorgehen dieser beiden Staaten zu hindern ver- 
standen hatte, war überzeugt, daß eine längere Dauer des Krieges 
und zu weitgehende Forderungen Preußens jene Intervention 
zweifellos herbeiführen und damit den Erfolg des bisher so glück- 
lich geführten Krieges in Frage stellen würden. Zudem gebot 
Osterreich nach Heranziehung der Südarmee noch über 214000 
Streiter in günstigen Stellungen auf dem rechten Donauufer, denen 
die Preußen nur 194000 Mann entgegenzustellen hatten. 
Als Bismarck am 23. Juli sich in dem unter Vorsitz König 
Wilhelms abgehaltenen Kriegsrate von dem König und seinen 
Generalen überstimmt sah, als er einsah, daß trotz seiner schwer- 
wiegenden Bedenken nicht der politische, sondern der militärische, 
alles auf die Karte des kriegerischen Erfolges setzende Gesichts- 
punkt den Ausschlag gab, daß damit der im stillen gereifte Plan 
eines nach deutschen und nicht nur nach preußischen Ansprüchen 
aufzubauenden Deutschlands an dem plötzlich hervortretenden Riff 
dynastischer Selbstsucht scheitern sollte, da übermannte es den ge- 
waltigen Mannzer stand schweigend auf, um sich in sein anstoßendes
	        
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