Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Kommission hervorrief! „Der Eindruck, den diese Briefe auf uns, 
die Mitglieder der Landeskommission, machten, war ein trost- 
loser, in jeder Beziehung tief niederschlagender,“ berichtet uns 
darüber Minister von Friesen. Minister von Falkenstein über- 
nahm es, diesen Eindruck und vor allem die unwidersprechlich zutage 
liegenden gegenteiligen Gründe Beust in einer Denkschrift aus- 
einanderzusetzen. Es bedurfte ihrer nicht mehr. Wenn Beust 
die Staatsweisheit zugeschrieben wird, daß er ernstlich diese Forde- 
rung gar nicht aufgestellt habe, sondern nur Preußen damit Zu- 
geständnisse habe abdringen lassen wollen, so konnte davon bei 
der ganzen Lage in Nikolsburg an sich schon nur für einen 
grenzenlosen Optimisten die Rede sein; aber die Sache scheiterte 
überhaupt in einem Augenblicke, als Bismarck, in erzürntem Auf- 
stehen seinen Stuhl umstoßend peremptorisch erklärte: Die Ver- 
handlung sei abgebrochen, wenn OÖsterreich auf dieser Forderung 
beharre. Selbstverständlich ließ Osterreich und natürlich erst recht 
auch Sachsen den Beustschen Vorschlag fallen. 
Daß Beust nach allen diesen Erfahrungen sich auch noch für 
geeignet dünkte, die Friedensunterhandlungen mit Preußen zu 
leiten, beweist einen bewundernswerten Grad von Naivität. Aber 
er wurde in seiner Selbstzufriedenheit zunächst durch die Kollektiv- 
note seiner sächsischen Kollegen gestört, in der sie beim Könige 
um ihre Entlassung einkamen. Diese Note hatte ihre kleine nicht 
uninteressante Vorgeschichte. Graf Hohenthal war am 5. Aug. 
von Wien zurückkehrend, in Dresden erschienen und hatte zunächst 
dem Minister von Falkenstein über den Stand der Dinge aus- 
führliche Mitteilung gemacht. Dieser hatte ihn dann veranlaßt, 
dasselbe auch der gesamten Landeskommission vorzutragen. Der 
Hauptpunkt war dabei, daß man in Berlin so lange nicht an 
einen ernstlichen Abschluß des Friedens denken werde, solange 
Beust am Ruder sei. Beust selbst aber sei über das, was er zu 
tun habe, unentschlossen und man müsse ihn auf die Notwendig- 
keit seiner Verzichtleistung aufmerksam machen. Die Mitglieder 
waren ebenso wie viele andere leitende Kreise in Dresden von 
der Notwendigkeit des Beustschen Abganges überzeugt, aber zu- 
gleich der Meinung, daß Beust selbst zur rechten Zeit den rich-
	        
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