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tigen Weg finden werde. Durch Hohenthal eines anderen belehrt,
fanden sie es unkollegialisch, namentlich nach Friesens Meinung,
Beust unmittelbar zum Rücktritt aufzufordern; sie wählten die
erwähnte Form, dem Könige insgesamt ihre Portefeuilles wieder
zurückzustellen. Graf Hohenthal reiste darauf nach Berlin weiter,
wo er mit Bismarck am Abend des 8. Aug. eine längere Unter-
redung hatte. Hierbei bezeichnete Bismarck von vornherein als
„Präjudizialforderung“: die Einreihung der sächsischen Armee
in die preußische. Auch hatte Graf Hohenthal einen Brief
des Königs Johann an den mittlerweile nach Berlin zurück-
gekehrten König Wilhelm abzugeben; es stand darin, daß er fest
und treu an dem alten deutschen Bunde gehalten und seine Pflichten
gegen denselben bis zum letzten Augenblick gewissenhaft erfüllt
habe, weil der Bund zu Recht bestanden habe und das einzige
nationale Band für das gesamte Deutschland gewesen sei. Wie
die Verhältnisse jetzt lägen, habe Sachsen keine andere Wahl, als
den Anschluß an den norddeutschen Bund; er unterwerfe sich
dieser Notwendigkeit; das Wohl Sachsens erheische aber, daß
dieser Anschluß ein ganz ehrlicher, loyaler und von jedem Hinter-
gedanken freier sei, da Sachsen für die Zukunft nur in einem
engen und treuen Anschlusse an Preußen fortbestehen könne.
Das Entlassungsgesuch seines Ministeriums nahm der König
nicht an; es überzeugte ihn jedoch von der Notwendigkeit der
Entlassung Beusts. Dieser hatte, wie er am 10. Aug. den Kollegen
in Dresden anzeigte, dem Könige seine Entlassung sofort angeboten;
es habe dieser aber befunden, daß erst die Antwort aus Berlin
über die persönliche Teilnahme Beusts an den Friedensverhand-
lungen abgewartet werden solle. Die Ablehnung aus Berlin ließ
nicht auf sich warten. Infolgedessen reichte nun Beust am
15. Aug. sein Entlassungsgesuch ein, das am folgenden Tage
von Schönbrunn aus in den gnädigsten Ausdrücken die Gewährung
des Königs erhielt. Es beweist für die anhängliche Gesinnung
des Königs an den schon von seinem verstorbenen Bruder ge-
schätzten Diener, wenn er ihm am 17. Aug. folgendes Billett
aus Schönbrunn zusandte: „Liebster Freund! Ich hoffe nicht,
daß Sie sich abhalten lassen, zu mir zu kommen, wenn es Ihnen