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Der in Dresden deshalb mißlungene Versuch wurde anfänglich
mit anscheinend besserem Erfolg in Freiberg wiederholt. Aber
als die preußische Verwaltung nach Freiberg ein Ulanendetache-
ment zur Abholung der gewonnenen Arbeit kräfte schickte, ver-
krümelten sich die schon auf dem Markte versammelten Bergleute
möglichst geschwind wieder zu ihren Penaten. Auch in Zwickau
verunglückte die ähnliche Werbung. Darum mußten nach An-
sicht des preußischen Gouvernements Arbeiter aus Berlin heran-
gezogen werden, die dann zwar auch erschienen, aber selbst denen,
die diese Geister gerufen hatten, unheimlich zu werden begannen,
so daß sie dann schließlich wieder nach Berlin abgeschoben wurden.
Es war das auch aus sanitären Rücksichten notwendig, weil die
Cholera auftrat; am 6. Juli wurde der erste Fall aus dem Kranken-
hause gemeldet und am 7. Juli wurden schon 1000 Arbeiter
wieder nach Berlin zurückgeschickt. Das Gespenst der Schanz-
arbeiten blieb aber doch noch bestehen. So erschien am 23. Juli
im Parke der Wohnung des Prinzen Georg auf der Langenstraße
(jetzt Zinzendorfstraße) ein Ingenieur-Offizier mit mehreren Ar-
beitern und ließ etwa vierzig der ältesten und schönsten Bäume
zum sofortigen Umhauen bezeichnen mit der Begründung, daß
durch diese Bäume die freie Aussicht zwischen den beiden nächst-
gelegenen Schanzen gehindert werde. Der Augenschein lehrte das
Gegenteil; der Waffenstillstand mußte beim Kommando schon be-
kannt sein; von irgend einer in nächster Zeit bevorstehenden Be-
drohung der Hauptstadt war keine Rede mehr; also handelte es sich
nur um eine Schikane, die dem Sieger übel zu Gesichte stand.
Zum Glück war im Kommando seit dem 13. Juli ein Wechsel
eingetreten. Am 11. Juli hatte Herr v. d. Mülbe Dresden ge-
räumt und dabei sämtliche in den dortigen Magazinen befind-
lichen Vorräte an Lebensmitteln aller Art, Furage für die Pferde,
Bekleidungsgegenstände, das vorhandene Schlachtvieh und vor
allem alle Vorräte der Lazarette mitgenommen. Hier wurde so
gründlich geräumt, daß außer den Betten, die mit Kranken und
Verwundeten belegt waren, nichts, nicht einmal die notwendigsten
chirurgischen Instrumente, ja sogar, wie schon erwähnt, nicht ein-
mal die Handtücher zurückgelassen waren. Da sämtliche Militär-