— 435 —
am 30. Aug. ablief. Friesen wandte sich am 27. Aug. um Ver-
längerung an den stellvertretenden Staatssekretär des Außeren von
Savigny, der früher Gesandter in Dresden und dann in der letzten
Periode des Bundestags Vertreter Preußens zu Frankfurt gewesen
war. Savigny nannte als Vorbedingung die zeitweilige ÜUbergabe des
Königsteins an Preußen, wenigstens unter geteiltem Kommando
und Demobilisierung der bei Wien stehenden Truppen. Die Er-
mächtigung, hierüber abzuschließen, kam in den letzten Tagen
des August an. Gerade am selben Tage aber versuchte sich die
erwähnte österreichische Vermittlung geltend zu machen. Infolge-
dessen ließ Bismarck durch Savigny Friesen wissen, es ginge für
ihn daraus klärlich hervor, daß Sachsen immer noch nicht zu
ehrlichen direkten Unterhandlungen bereit sei, sondern auf Um-
wegen zum Ziele kommen wolle. Dahin wurde auch der lediglich
auf die allernotwendigsten Höflichkeiten sich beschränkende Ver-
kehr mit dem französischen Botschafter Benedetti gerechnet. Vor
allem aber äußerte sich Savigny im höchsten Grade ungehalten
über die Veröffentlichung des Briefes an Beust, von der er nicht
anders meinte, als daß sie unter ausdrücklicher Zustimmung des
Königs geschehen sei. Demgegenüber hatten die beiden Abge-
sandten einen sehr schweren Stand, namentlich in der Zurück-
weisung der letzterwähnten Unterstellung. Am liebsten hätten sie
Berlin wieder verlassen, da sie nach keiner Seite hin Erfolg sahen;
aber der König ermahnte sie freundlich zum „Ausharren im
Fegefeuer“ und unterstützte sie durch bereitwilligstes Eingehen auf
ihre Vorschläge.
Zum Glücke hatte die Zeit des Hangens und Bangens am
längsten gedauert. Mag, wie Friesen es in einem Berichte an
seinen königlichen Herrn es einmal ausspricht, Bismarcks Zorn
und Mißtrauen zum größten Teil nicht so ganz ernst gewesen
sein, mögen anderweitige politische Anschauungen sich geltend ge-
macht haben, oder auch ein Wechsel in den Ansichten der Mili-
tärs eingetreten sein, wie Friesen ebenfalls vermutet, jedenfalls
begann Bismarck mit dem 5. Sept. sanftere Saiten aufzuziehen.
Auch dürfte damals der Einfluß hervorragender und maßgebender
Persönlichkeiten sich für Sachsen verwendet haben. So hielt sich
28=