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vention nach Wien. Der Hauptpunkt, das selbständige Fort-
bestehen der Armee, erschien gesichert, wennschon Preußen auf
der Ernennung der höheren Offiziere vom Brigadier an bestand.
Die Demobilisierung der jetzigen Armee entsprach, soweit sie tun-
lich war, nämlich in der Entlassung der Kriegsreservisten be-
stand, den eigenen Wünschen des Königs und des Kronprinzen.
Am 15. Sept. wurde der Entwurf von beiden genehmigt.
Zur selben Zeit, gelegentlich eines Aufenthalts in Dresden,
hatte sich Roon dem ihm ebenfalls von Bonn her bekannten
Justizminister Schneider gegenüber dahin geäußert, daß nach seiner
Ansicht bei den Verhandlungen über die Militärkonvention in
Berlin jede dem Ehrgefühl der sächsischen Armee zuwiderlaufende
Klausel vermieden werden müsse.
Um so größer war die Bestürzung, als Fabrice am Abend
des 15. Sept. die soeben telegraphisch eingegangene Annahme
der Punktation vom 13. Sept. dem preußischen Bevollmächtigten
von Podbielski mitzuteilen kam und von diesem erfuhr, daß König
Wilhelm den getroffenen Vereinbarungen seine Sanktion nicht
erteilt hätte, und daß deshalb die Verhandlungen nochmals be-
ginnen müßten. Da Bismarck damals krank wurde und die Er-
ledigung der sächsischen Frage an Savigny abgab, der jeden
Schritt nur unter allerlei Kautelen meinte tun zu dürfen, Roon
augenblicklich nicht anwesend war, Moltke sich, als im Detail
nicht unterrichtet, in die Sache nicht mischen wollte, da ferner am
20. Sept. der Truppeneinzug und an den folgenden Tagen andere
militärische Festlichkeiten angesagt waren, so konnte man vor dem
24. Sept. nicht an eine Fortführung der Verhandlungen denken.
Mittlerweile hatte Friesen den Besuch jenes Anton von Gablenz
erhalten, des merkwürdigen Friedensvermittlers, der noch kurz
vor Ausbruch des Krieges eine immerhin bemerkenswerte Tätig-
keit entfaltet hatte. Auch dieser hatte auf den üblen Eindruck
hingewiesen, den die Publikation des königlichen Entlassungs-
schreibens an Beust hervorgerufen hatte; überhaupt mußte der
enge Verkehr, der sich in dieser Zeit, so erfreulich er persönlich
war, zwischen dem in Schönbrunn und Laxenburg aufhältlichen
sächsischen Hofe und dem Kaiserhause entwickelte, auch seine poli-