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haftet wurden, brach der Lärm am 17. April 1831 erneut los,
und der Straßenpöbel mit seinen Gesinnungsgenossen befreite die
Gefangenen. Man wurde ihrer zwar wieder habhaft, aber doch
nur mit großen Schwierigkeiten, bei deren Bekämpfung sich die
Kommnnalgarde recht unzuverlässig erwies und sich sogar der
Prinz Johann und der Generalleutnant von Gablenz Insulten
ausgesetzt sahen. Als am folgenden Tage die nun ohne die
Kommunalgarden vorgehenden Truppen endlich Feuer gaben, wurde
der Unfug ohne weitere Schwierigkeiten abgestellt.
Aus ähnlichen Gründen wie in Dresden entstanden in Leipzig
Unruhen, die von den mittleren und unteren Schichten der Be-
völkerung ausgingen, während der Magistrat, der Handelsstand, die
Universität und die Buchhändlerschaft die Regierung ihrer völligen
Ergebenheit versicherten. Diese Unruhen mußten am 30. Aug.
ebenfalls durch das Einschreiten des Militärs gedämpft werden.
Gegenüber so vieler, in weiten Kreisen sich zeigender poli-
tischer Unfähigkeit und Undankbarkeit war es um so mehr mit
bewundernder Anerkennung aufzunehmen, daß der Regent, glück-
lich beraten von Bernhard von Lindenau, ruhig fortfuhr, die
engen Bahnen und beschränkten Gesichtskreise des bisherigen
Sachsen zu erweitern. Auf den 1. März 1831 wurde schon der
Landtag wieder einberufen, dessen Zusammentritt erst für 1832
in Aussicht genommen war, und hierbei bewies die Regierung
ihr Verständnis für die Lage, indem sie nicht auf Anregungen
aus der Versammlung wartete, sondern mit einem fertigen Pro-
gramm vor sie trat. Von dem Minister von Nostitz und Jäncken-
dorf, der als Landtagsmarschall amtierte, wurden drei Gesetz-
entwürfe vorgelegt, eine Verfassung, eine Städteordnung und ein
Ablösungsgesetz, zugleich auch eine Übersicht des gesamten Staats-
haushaltes, damit auf Grund einer Kenntnisnahme der Ein-
künfte vom Kammervermögen usw. die königliche Zivilliste und
die Apanagen für die Prinzen festgesetzt werden könnten; es wurde
dabei erklärt, daß alle diese und andere fiskalische Einkünfte mit
der Steuerkasse vereinigt und damit der bisherigen ebenso kost-
spieligen wie umständlichen Doppelverwaltung ein Ende gemacht
werden solle. Bei den Verhandlungen wurden zunächst die alten