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Am ehesten hatte der Kronprinz Gelegenheit, die praktische
Notwendigkeit der Neuordnung und ihren Wert auch für Sachsen
anzuerkennen, da sich diese Dinge am schnellsten und offensicht-
lichsten auf militärischem Gebiete entwickelten. Von den schon
berührten Punkten abgesehen, war es ein recht bemerkenswerter
Umstand, daß die sächsische Armee von dem frondierenden hannover-
schen Adel, der sich ja, wenn er nicht fahnenflüchtig werden wollte,
auch in die neuen Armeeverhältnisse schicken mußte, als eine Art
partikularistischen Unterschlupfs gegenüber dem verhaßten Preußen
angesehen wurde; und trotz dieser reichlich vertretenen oppositio-
nellen Elemente war in keinerlei Weise ein Abweichen vom loyalen
Standpunkte zu bemerken.
Vornehmlich aber trugen die häufigen Beziehungen zu Berlin
und zur auswärtigen Politik Sachsens dazu bei, dem Komman-
deur des XII. Armeekorps die nötige Richtschnur zu geben. Es
traf sich gut, daß er Anfang April 1867 in Berlin weilte, um
dort über den günstigen Fortgang der sächsischen Neuformation
zu berichten, als gerade die Luxemburger Frage aufgerollt wurde
und er als Ohren= und Augenzeuge jener Erklärung Bismarcks
im norddeutschen Reichstage mit anwohnte, durch die so recht
der feste Wille der Vormacht ans Licht trat, auch solche wenig
mit Deutschland zusammenhängende Gebiete vor fremder Hab-
gier zu schützen. Dem entsprach die Veröffentlichung der Schutz-
und Trutzverträge mit den süddeutschen Staaten, die da-
mals erfolgte. Sie boten ein willkommenes Gegengewicht gegen
die partikularistischen und ultramontanen Bestrebungen, die dem
Kronprinzen Albert gelegentlich eines Aufenthaltes in München
im März 1868 besonders vor Augen traten und auch nicht zum
Schweigen gebracht werden konnten durch das erste Zollparla-
ment, das am 27. April 1868 in Berlin zusammentrat.
Nachdem ein wohlverständliches Interesse den Kronprinzen
Anfang Juli 1868 auf die böhmischen Schlachtfelder geführt hatte,
wo er am Jahrestage der großen Schlacht über Chlum und
Sadowa nach Königgrätz kam und am 4. von Nieder-Prim aus
nach Trautenau und Skalitz eilte, erfolgte im Anschluß an die
Herbstübung am 8. Sept. die erste größere Revue vor dem König