Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Am ehesten hatte der Kronprinz Gelegenheit, die praktische 
Notwendigkeit der Neuordnung und ihren Wert auch für Sachsen 
anzuerkennen, da sich diese Dinge am schnellsten und offensicht- 
lichsten auf militärischem Gebiete entwickelten. Von den schon 
berührten Punkten abgesehen, war es ein recht bemerkenswerter 
Umstand, daß die sächsische Armee von dem frondierenden hannover- 
schen Adel, der sich ja, wenn er nicht fahnenflüchtig werden wollte, 
auch in die neuen Armeeverhältnisse schicken mußte, als eine Art 
partikularistischen Unterschlupfs gegenüber dem verhaßten Preußen 
angesehen wurde; und trotz dieser reichlich vertretenen oppositio- 
nellen Elemente war in keinerlei Weise ein Abweichen vom loyalen 
Standpunkte zu bemerken. 
Vornehmlich aber trugen die häufigen Beziehungen zu Berlin 
und zur auswärtigen Politik Sachsens dazu bei, dem Komman- 
deur des XII. Armeekorps die nötige Richtschnur zu geben. Es 
traf sich gut, daß er Anfang April 1867 in Berlin weilte, um 
dort über den günstigen Fortgang der sächsischen Neuformation 
zu berichten, als gerade die Luxemburger Frage aufgerollt wurde 
und er als Ohren= und Augenzeuge jener Erklärung Bismarcks 
im norddeutschen Reichstage mit anwohnte, durch die so recht 
der feste Wille der Vormacht ans Licht trat, auch solche wenig 
mit Deutschland zusammenhängende Gebiete vor fremder Hab- 
gier zu schützen. Dem entsprach die Veröffentlichung der Schutz- 
und Trutzverträge mit den süddeutschen Staaten, die da- 
mals erfolgte. Sie boten ein willkommenes Gegengewicht gegen 
die partikularistischen und ultramontanen Bestrebungen, die dem 
Kronprinzen Albert gelegentlich eines Aufenthaltes in München 
im März 1868 besonders vor Augen traten und auch nicht zum 
Schweigen gebracht werden konnten durch das erste Zollparla- 
ment, das am 27. April 1868 in Berlin zusammentrat. 
Nachdem ein wohlverständliches Interesse den Kronprinzen 
Anfang Juli 1868 auf die böhmischen Schlachtfelder geführt hatte, 
wo er am Jahrestage der großen Schlacht über Chlum und 
Sadowa nach Königgrätz kam und am 4. von Nieder-Prim aus 
nach Trautenau und Skalitz eilte, erfolgte im Anschluß an die 
Herbstübung am 8. Sept. die erste größere Revue vor dem König
	        
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