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seines Volkes verdient. Denn, wie Bismarck in der vorerwähnten
Ansprache ganz richtig bemerkt hatte: „Die öffentliche Meinung
Deutschlands habe es empfunden, daß dieser von Frankreich
Deutschland aufgedrungene Krieg eine schwere Versündigung an den
Interessen der Menschheit sei, und die Erregung des deutschen
Nationalgefühls gebe davon Zeugnis.“
In der Zeit, daß sich die Mobilisierung des XII. Armee-
korps ohne jede Schwierigkeit vollzog, reiste Kronprinz Albert
am 22. Juli nach Berlin, um sich im mündlichen Verkehr noch
eingehender über die Absichten und Pläne der preußischen Ober-
leitung zu unterrichten. Er fand hier dieselbe Besorgnis aus-
gesprochen, die er selbst teilte und namentlich die westlichen Teile
des Vaterlandes beunruhigte, daß die Franzosen über den Rhein
vordringen würden, ehe man deutscherseits ihnen in genügender
Stärke entgegentreten könnte. Zum Glück hatte man sich hierin
getäuscht, und wie die preußischen Truppen gelangten auch die
sächsischen an den Rhein, ohne daß vom Feinde etwas gespürt
wurde.
Auch in Sachsen war die Stimmung des gesamten Volkes
begeistert und opferwillig und tat sich außer in den vorbereitenden
Werken für die Unterstützung und Pflege der in den Kampf ziehen-
den Truppen in Versammlungen und Adressen kund, wie u. a.
einc solche auch an den König Wilhelm durch Vermittlung des
Königs Johann gesandt wurde. In seinem eigenhändigen Antwort-
schreiben an König Johann wies König Wilhelm auf das durch
die französische Herausforderung so mächtig angewachsene Ein-
heitsgefühl der ganzen deutschen Nation hin, das zur politischen
Einigung führen werde und schloß: „Die Haltung der ganzen
Zeit, der Dein Volk zustimmt, ist der schönste Lohn für Dich
und Deine Bemühungen, die neuen Verhältnisse so fest und so
treu zu nähren. Also mit Gott vorwärts!“
Am 26. Juli konnte mit den Truppentransporten nach Mainz
begonnen werden. Nach den Bestimmungen des Hauptauartiers
sollte die XII. Armee sich mit der II. Armee unter dem Ober-
befehle des Prinzen Friedrich Karl vereinigen. Den ausrückenden
Truppen schloß sich zunächst am Vormittage des 28. Juli Prinz