Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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sichtigten Umgehung 21 Bataillone, 13 Schwadronen und 5 Bat- 
terien unter dem Kommando des Prinzen Georg. Es entsprang 
also dieser Plan vollkommen der Initiative des Kronprinzen und 
entsprach durchaus den ihm allerdings nicht bekannten Absichten 
Moltkes, der jenen Flankenmarsch schon am Vormittag als Ziel 
ins Auge gefaßt hatte. 
Der vom Kronprinzen angeordnete Marsch wurde vom Prinzen 
Georg mit möglichster Schnelligkeit ausgeführt. Aber es wurde 
immerhin 6 Uhr, ehe die Sachsen das nördlich von Roncourt 
und St. Privat gelegene Montois erreichten, das der Feind schon 
geräumt hatte. Auch Roncourt war infolge des Feuers der 
zwischen St. Marie und Coinville aufgestellten übrigen sächsischen 
Artillerie von den Franzosen aufgegeben worden, die von ihrem 
Anführer, dem Marschall Canrobert nach St. Privat zurück- 
gezogen worden waren. Dieser Ort lag auf der Höhe eines nach 
Westen und Norden kahl abfallenden Hügels. Die das Dorf 
umgebenden Mauern waren dicht von den Franzosen besetzt, die 
mit ihren weitertragenden Chassepot-Gewehren dem deutschen 
Zündnadelgewehr überlegen waren. Von Westen aus hatten ver- 
früht schon um 5 Uhr die Garden den Sturmangriff unter- 
nommen, aber ihre Reihen lichteten sich unter der Wirkung des 
mörderischen feindlichen Feuers so, daß sie ihre Bewegungen ein- 
stellen mußten, ohne jedoch die schon gewonnene Position auf- 
zugeben. Erst ½7 Uhr konnten nun auch, unterstützt von ihrer 
Artillerie, die Sachsen von Norden gegen St. Privat vorgehen. 
Der gemeinsame Angriff, von Norden durch die Sachsen und 
von Westen durch die Garden erfolgte dann 7½ Uhr, als die 
Sonne blutigrot sich zum Niedergang neigte, und brachte nach 
erbittertem Kampfe unter großen Verlusten — u. a. fiel General 
von Craushaar — den brennenden und zusammengeschossenen Ort 
endlich in den Besitz der Deutschen. Halbwegs zwischen St. Privat 
und Roncourt trafen Kronprinz Albert und Prinz Georg zu- 
sammen, um sich gegenseitig zu dem freilich mit sehr schweren 
Opfern errungenen Siege Glück zu wünschen. Es war ein er- 
hebendes Gefühl, daß die Sachsen, obwohl zum ersten Male in 
diesem Kriege in Aktion tretend, doch gleich eine ganz entschei-
	        
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