Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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betreffenden Rittergutes von mindestens 4000 Talern. Außerdem 
ernannte der König noch sechs Bürgermeister unter möglichster 
Berücksichtigung aller Teile des Landes nach seinem Gefallen, 
zu denen dann noch die ersten Magistratspersonen der Städte 
Dresden und Leipzig traten; die Verfassungsänderung von 1868 
brachte noch fünf weitere vom König nach freier Wahl auf 
Lebenszeit zu bestimmende Mitglieder in die Kammer. Auf 
Antrag der Stände wurden der ersten Kammer noch hinzugefügt 
die volljährigen Prinzen des königlichen Hauses; bald sah man 
den Prinzen Johann in äußerst sachkundiger Weise mit Regel- 
mäßigkeit und Interesse an den Verhandlungen teilnehmen. Den 
alten Ständen gehörten schon als erste Klasse an ein Vertreter 
des Hochstiftes Meißen, der Besitzer der Herrschaft Wildenfels, 
ein Vertreter der fünf Schönburgschen Rezeßherrschaften und ein 
Abgeordneter der Universität Leipzig, als zweite Klasse ein Ab- 
geordneter des Kollegiatstiftes zu Wurzen, ein Vertreter der vier 
Schönburgschen Lehnsherrschaften und 22 Vertreter der Ritter- 
schaft; von der Ritterschaft der Oberlausitzer Stände waren herüber- 
genommen die Besitzer der Standesherrschaften Königsbrück und 
Reibersdorf, und ferner der Dekan des Domstiftes zu St. Petri 
in Bautzen. Neu dagegen traten hinzu der evangelische Oberhof- 
prediger und der Superintendent zu Leipzig. Es zählte also 
die erste Kammer, ungezählt die königlichen Prinzen, 41 (jetzt 46) 
Mitglieder. . 
Auch in der zweiten Kammer war die Ritterschaft noch einmal 
mit 20 von den damals auf 75 normierten Abgeordneten vertreten; 
außer ihnen sollten noch 25 Vertreter des Bauernstandes, 25 der 
Städte und fünf Vertreter des Handels= und Fabrikwesens Mit- 
glieder sein. Es fällt hierbei die starke Betonung der Landwirt- 
schaft auf, die ja auch in der ersten Kammer die Majorität hatte. 
Der Landtag begründete dies mit der allerdings kühnen Behaup- 
tung, daß der wirtschaftliche Schwerpunkt des Landes bei dem 
gegenwärtigen Niedergange des Handels allein im Landbau liege. 
Interessant vom heutigen Standpunkte aus waren die Bestim- 
mungen über die Wahl der Mitglieder. Jene 20 von der Ritter- 
schaft wurden in den Kreisversammlungen und der Oberlausitzer
	        
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