Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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prinz in Vendresse zum ersten Male seit dem Beginne des großen 
Kampfes mit König Wilhelm zusammengetroffen, nachdem er ihn 
schon am 3. Sept. vergeblich in Donchery gesucht, aber zunächst 
nur den Kronprinzen Friedrich Wilhelm gefunden hatte. Bei 
dieser Zusammenkunft umarmte König Wilhelm den Feldherrn, 
der durch die Schlacht bei Beaumont das große Kesseltreiben 
so glänzend eingeleitet und dann im Osten den ersten Riegel 
vorgeschoben hatte, und ehrte ihn durch Überreichung des Eisernen 
Kreuzes erster Klasse. Ein Rundritt durch die Lager sämtlicher 
Truppen folgte, die ihre erprobten Führer allenthalben mit be- 
geistertem Jubel empfingen. Am nächsten Tage begab sich der 
Kronprinz nach Sedan hinein; er hatte dies schon am 3. Sept. 
versuchen wollen, war aber von einem herauskommenden fran- 
zösischen Offizier benachrichtigt worden, daß vorerst deutsche Offi- 
ziere die Festung nicht betreten dürften; und es war auch gut, 
denn auf den Wällen und in den Straßen wimmelte es von 
betrunkenen, der Disziplin gänzlich baren französischen Soldaten, 
die in ihrer wütenden Laune auf jeden zu schießen bereit waren, 
der ihr Mißfallen erregte. In ritterlicher Teilnahme suchte der 
Kronprinz den verwundeten Marschall Mac Mahon auf, der um 
so erfreuter hierüber war, als sich die eigenen Leute kaum um 
ihren früheren Führer kümmerten, ja ihn in echt französischer 
Manier des Verrates bezichtigten. Bei der Krönung des Königs 
Wilhelm war, wie früher erzählt, Kronprinz Albert 1861 in 
Königsberg mit dem Herzog von Magenta zusammengetroffen, 
der bei jener Feierlichkeit den Kaiser Napoleon zu vertreten hatte. 
Wie anders war dies Wiedersehen! 
Am 6. Sept., bis zu welchem Tage der Kronprinz in Monzon 
verweilte, begann der Vormarsch der Maasarmee und der übrigen 
deutschen Truppen auf Paris, dessen einzelne Truppenteile schon 
am 18. ansichtig wurden. Die sächsische Armee erhielt ihren 
Standort auf der Ostseite von Paris zwischen der Marne und 
dem Kanal von Ourcgq angewiesen; hier nahm ihr Führer, der 
Prinz Georg sein Hauptquartier in Le Vert Galant, das die 
Soldaten dann einfach in „Lebergalant“ umwandelten. An den. 
rechten Flügel schlossen sich die unter dem Befehl des Kron-
	        
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