— 495 —
sailler Schlosses; auf Werners Bilde sehen wir die beiden säch—
sischen Prinzen zur Rechten des Königs Wilhelm auf der Estrade
stehen, während der Großherzog von Baden das Hoch auf den
neuen Kaiser ausbringt, nachdem Bismarck die Kaiserproklamation
verlesen hat. — Schon am folgenden Tage machten die Fran—
zosen einen Ausfall vom Mont Valérien, der siegreich und mit
geringem Verluste der Deutschen, mit um so größerem der Feinde
zurückgeschlagen wurde, ein günstiges Vorzeichen für das neu-
begründete Reich. Dann begann am 21. Jan. die Beschießung
von St. Denis, und zwar mit solchem Erfolge, daß die Batterien
der Maasarmee bis auf 1500 Schritte an St. Denis herangeschoben
werden und damit auch die nördliche Vorstadt La Villette unter
Feuer genommen werden konnte. Hierdurch wurden die Ver-
handlungen über den Waffenstillstand, die schon seit dem 23. Jan.
eingeleitet waren, wesentlich beschleunigt. Am 26. konnte schon
der Befehl ergehen, von Mitternacht an das Feuer bis auf
weiteres einzustellen; am 28. erfolgte der Abschluß der Vor-
verhandlungen zwischen Bismarck und Jules Favre. Am Morgen
des 29. Jan. gegen 10 Uhr überbrachte der Hauptmann vom
Stabe der Maasarmee Edler v. d. Planitz den Befehl zur Über-
nahme der Forts von St. Denis, das vom Kronprinzen Albert
an der Spitze der 7. Infanteriedivision besetzt wurde, und von
Romainville, Noisy, Rosny und Nogent, in die ebenfalls am
29. Truppen des sächsischen Armeekorps einrückten. Wenn nun
auch die Feindseligkeiten vorderhand aufhörten, so mußte die
Zeit bis zum 17. Febr., dem letzten Tage des Waffenstillstandes,
doch energisch benutzt werden, um sich gegen einen immerhin
möglichen Angriff aus Paris vorzubereiten. Mittlerweile fanden
auch die Wahlen in ganz Frankreich für die Konstituante, die
dem neuen Frankreich eine geordnete Verfassung geben sollte,
am 8. Febr. statt und fielen in den Provinzen durchweg ge-
mäßigt aus, so daß man einen gedeihlichen Abschluß des Krieges
voraussehen konnte. Somit konnte der Waffenstillstand noch
zweimal, bis zum 24. und dann bis zum 26. Febr. verlängert
werden. An diesem Tage wurden nachmittags 6 Uhr die Friedens-
präliminarien in Versailles unterzeichnet; noch fehlte aber die