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den heimkehrenden Helden zu empfangen, und weiterhin in den
Straßen, die zum Schlosse führten, eine ungeheure begeisterte
Menschenmenge. Unter Vorritt eines Trompeterkorps und einer
Kavalkade von Bürgern und Forstbeamten wurde der Weg zum
Schlosse zurückgelegt. Gleichermaßen freudig begrüßte die Dres-
dener Bevölkerung den ebenfalls zu kurzem Urlaube heimkehrenden
Prinzen Georg, dem daheim noch eine besondere Freude bereitet
war; denn am 17. Nov. des verflossenen Kriegsjahres war ihm
von der Gattin ein Sohn, Prinz Max geschenkt worden.
Am 14. März mußte der Kronprinz Dresden schon wieder
verlassen, um am 18. zur Stelle zu sein. Ihn begleitete Kron-
prinzessin Carola, die in der Zwischenzeit in aufopfernder und
umsichtiger Weise teils im Albertverein für die Versendung der
reichlich einlaufenden Liebesgaben und für die Vorbereitungen
zur Verwundeten= und Krankenpflege Sorge getragen, teils per-
sönlich durch häufige Besuche in den Reservelazaretten in Dresden,
Leipzig, Chemnitz, Zittau und Großenhain für die armen Opfer
des Krieges tätig gewesen war. Von den im Dienste der Liebe
sich aufopfernden Albertinerinnen sei in diesem Zusammenhange
besonders der Frau Marie Simon, geb. Jannasch, aus der
Bautzener Gegend stammend (geb. 26. Aug. 1824), gedacht, die
auf diesem Gebiete schon 1866 gearbeitet hatte, ihre eigentliche
Wirksamkeit aber erst während dieses großen Krieges entwickelte.
— Das kronprinzliche Paar nahm seinen Sitz in dem von
Ludwig XV. erbauten Schlosse zu Compiêègne, in dem es vor-
derhand, namentlich da die Jahreszeit noch rauh war, etwas
unwirtlich bestellt war. Auch dem Prinzen Georg folgte die Ge-
mahlin und langte am 4. April in Laon an. Hier, auf der
Präfektur, wie auch in Compiègne entwickelte sich unter der Lei-
tung der hohen Frauen bald eine liebenswürdige Geselligkeit,
die freilich vor Paris durch die Entwicklung der inneren Kämpfe
in der Hauptstadt — sie begannen gerade am 18. März, dem
Tage der Ankunft des Kronprinzen — einen düsteren Hinter-
grund erhielten.
Neben dem sächsischen Kronprinzen war noch ein anderer
Sachse mit einer sehr maßgeblichen Stellung in Frankreich be-