Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Zunächst währten seine Arbeiten bis zum 6. April. Die Thron- 
rede, die der König selbst verlas, nahm natürlich auf die so 
gänzlich veränderten Zeitereignisse Rücksicht und zeigte, wie völlig 
auch er sich in die neue Zeitlage eingelebt hatte: „Seit Ich Sie 
das letztemal um Mich versammelt sah,“ hieß es darin, „hat sich 
die Weltlage wunderbar verändert. Der so unerwartet eingetretene 
und so siegreich geführte Kampf, den Deutschland zu bestehen 
hatte, ist nicht nur durch einen vorteilhaften und ruhmvollen 
Frieden beendigt worden, sondern hat auch durch das brüderliche 
Zusammenwirken der verschiedenen deutschen Stämme das Ge- 
fühl der Zusammengehörigkeit erhöht, den Zutritt Süddeutsch- 
lands zum Reiche herbeigeführt und durch Wiederherstellung der 
dem deutschen Volke stets lieb und wert gebliebenen deutschen 
Kaiserwürde eine neue Weihe gegeben.“ Als am 4. Dez. die 
beiden königlichen Prinzen in der ersten Kammer erschienen, wur- 
den sie hier auf das begeistertste begrüßt. 
Die Kammer sah nicht dieselben Minister wieder. Nachdem 
in den Tagen vom 9. Mai bis 8. Juni 1871 die Kirchen= und 
Synodalordnung durch die Generalsynode einen erfreulichen Ab- 
schluß unter Mitwirkung des Kultusministers von Falkenstein 
erzielt hatte, nahm dieser, um das Unterrichtswesen und sonstige 
Kulturarbeit im sächsischen Vaterlande hochverdiente Mann, der 
1844—1847 Minister des Innern, seit 1853 Minister des Kultus 
und öffentlichen Unterrichts gewesen war, nach Vollendung seines 
70. Lebensjahres (geb. 15. Juni 1801) seinen Abschied. Die 
Huld seines königlichen Herrn, der ihn ungern aus seinem Dienste 
scheiden sah, machte ihn am 1. Okt. zum Minister des könig- 
lichen Hauses. An seine Stelle trat durch Dekret vom 23. Sept. 
der bisherige Professor der Leipziger Juristenfakultät, Karl von 
Gerber, der in jener Synode schon den Vorsitz geführt hatte. 
Auch im Justizministerium war eine Anderung vor sich gegangen. 
Am 4. Sept. starb zu Pontresina in Graubünden, wo er Er- 
holung suchte, der Minister R. Schneider, der 1866 an Behrs 
Stelle getreten war. Wie erinnerlich, war er der Studienleiter 
des Prinzen Albert in Bonn gewesen. An Stelle Schneiders trat 
der Geh. Justizrat Ludwig Abeken.
	        
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