Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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und auf diesem nach der Residenz überführt. Die Beisetzung 
erfolgte schon am 31. Okt. Leider konnte Kaiser Wilhelm seine 
in dem Beileidstelegramm ausgesprochene Absicht, hierbei zu- 
gegen zu sein, durch eine Erkältung behindert, nicht ausführen. 
Ihn vertrat der Kronprinz Friedrich Wilhelm. Auch Kaiser Franz 
Josef war am persönlichen Erscheinen behindert und ließ sich 
durch den Erzherzog Karl Ludwig vertreten; von England kam 
Prinz Alfred, um im Auftrage der Königin Viktoria dem Senior 
des wettinischen Hauses die letzten Ehren zu erweisen. Als Ver- 
treter der deutschen Fürsten erschien Großherzog Friedrich von 
Baden, außerdem aber waren teils persönlich, teils vertreten auch 
die Ernestiner zugegen. Beigesetzt wurden die irdischen Reste des 
verewigten Königs in herkömmlicher Art in der Gruft der katho- 
lischen Hofkirche. 
Ein langes und reiches Leben war mit dem Tode König 
Johanns zu Ende gegangen, reich an Arbeit und Sorge, reich 
an guten und bösen Erfahrungen. Unerwartet rasch durch den 
jähen Tod des Bruders zum Thron berufen, hatte er das könig- 
liche Amt fast 20 Jahre lang mit Umsicht und nie ermattender 
Pflichttreue verwaltet. Er hatte die Freude, das Land infolge 
seiner sorgfältigen, das Einzelne wie das Ganze mit gleicher 
Liebe umfassenden Regierung sichtlich emporblühen zu sehen. Frei- 
lich wurde eben dieses Land am meisten von jenen Kämpfen 
erschüttert und mitgenommen, die die deutsche Einheit vorbereiteten. 
Die Ereignisse lehrten, daß die im Kriege von 1866 genommene 
Partei und die darauf hinarbeitende Politik der vorangegangenen 
Jahre verfehlt war. Aber trotz so mancher äußeren Demütigung 
und trotz persönlicher trüber Erfahrungen blieb dem König doch 
Elastizität des Geistes und Charakters genug, um sich in die neuen 
Verhältnisse einzuleben und ein wertvolles Mitglied erst des Nord- 
deutschen Bundes und dann des neuen Reiches zu sein. Die Auf- 
gaben und Pflichten des Königtums hinderten ihn zwar, in gleicher 
Weise, wie früher, sich ausschließlich den Wissenschaften, ins- 
besondere den schöngeistigen, widmen zu können. Aber untren 
wurde er ihnen darum nicht. Noch Ende 1871 erschien der zweite, 
wenn auch unveränderte Abdruck der revidierten Ausgabe von
	        
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