Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

— 520 — 
Dantes Göttlicher Komödie, und in seinem Todesjahre sorgte 
er für die Herausgabe der dramatischen Werke seiner Schwester 
der Prinzessin Amalia. Von wieviel gelehrten Gesellschaften des 
In- und Auslandes war er Mitglied! Wie sorgte er für das 
Wohlergehen der Leipziger Hochschule! Aber auch dem höheren 
Unterricht und dem Volksschulwesen widmete er ein ebenso ein- 
gehendes Interesse, oft mit feinem Verständnis den Lehrstunden 
an Gymnasien und Volksschulen anwohnend. Es zeigte sich die 
Regsamkeit seines Geistes noch ganz besonders in rührender Weise 
während der Tage seiner Krankheit. Da ließ er sich aus Geschichts- 
werken vorlesen, auch aus Homer und Horaz, bisweilen auch 
aus Schiller und dabei fielen ihm lange Stellen aus Homer 
ein, den er früher fast ganz auswendig gekonnt hatte und nun 
auch noch stellenweise zu rezitieren vermochte. Er war auch völlig 
in der sog homerischen Frage bewandert und neigte in seiner 
Auffassung des Werkes der Einheitlichkeit der Dichtung zu. Dabei 
trat allenthalben die freundliche, milde Güte seines Wesens, die 
sich auch auf die Tierwelt, auf sein Lieblingspferd und seinen 
Lieblingshund, den Pudel Rappo, erstreckte, seine Wahrheitsliebe, 
seine abgeklärte Frömmigkeit hervor. Daß sein Familienleben 
rein und glücklich sich in den mehr als fünfzig Jahren seiner 
Ehe gestaltete, zeigte sich vor allem in dem engen ungetrübten 
Zusammenhalten aller Familienmitglieder, in der unbedingten Ver- 
ehrung, die sie dem Oberhaupte entgegenbrachten, in der allgemein 
in Deutschland empfundenen Anerkennung der Vorbildlichkeit des 
sächsischen Hoses in dieser Beziehung. Kurz, es ging in König 
Johann ein Herrscher dahin, wie ihn das albertinische Sachsen 
trotz so mancher tüchtiger Vorgänger in so harmonisch ausgestalteter 
Eigenart noch nicht gehabt hatte, und je größer bei seinem Re- 
gierungsantritte unverdientermaßen Abneigung und Mißtrauen 
gewesen waren, um so herzlicher und rückhaltloser erkannte das 
sächsische Volk im späteren Verlaufe der Regierung König Jo- 
hanns seine herrlichen Eigenschaften an. Dem Denkmale, das 
ihm anerkennende Pietät in der Hauptstadt des Landes gesetzt 
hat, entspricht das schönere, das der verewigte König sich selbst 
in den Herzen der Sachsen errichtete. 
....
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.