Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

Sachsen unter den Königen Albert (1873—1902) 
und Georg (1902—1904). 
Wenn die überschrift dieses Kapitels die beiden königlichen 
Brüder zusammenfaßt, so dürfen dafür zwei wichtige Gründe vor- 
gebracht werden. Erstens war die Regierung König Georgs rein 
zeitlich genommen zu kurz, um einen eigenen Abschnitt für sich 
banspruchen zu können, und dann bildete sie auch den Tatsachen 
nach nur einen, und zwar, wie die Darstellung zu erhärten hat, 
einen glücklich abschließenden Epilog zu der Regierung des un- 
vergeßlichen Königs Albert. Man darf im Anschluß daran wohl 
sagen, daß für das Sachsenland des 19. Jahrhunderts und seine 
Regentengeschichte das alte Jahrhundert erst mit dem Tode König 
Georgs abschloß, das neue Jahrhundert aber mit dem Regierungs- 
antritte König Friedrich Augusts III. einsetzte. 
Freilich wird diese ein reichliches Menschenalter umfassende 
Periode keine so eingehende Darstellung finden können, wie die 
bisher behandelten und zugleich wird sie in den meisten Punkten 
eines vorsichtigeren Urteils bedürfen. Denn noch liegen viele 
Dinge nicht so weit hinter uns, um auch von einer möglichst ob- 
jektiven Geschichtschreibung völlig sine ira et studio betrachtet 
und geschildert werden zu können. Ferner aber fehlt es an um- 
fassenden Vorarbeiten, die sich auf eine eingehendere Benutzung 
der Archive stützen, wie eine solche z. B. in dem rühmlichst be- 
kannten Buche Paul Hassels über König Alberts Jugendjahre 
und Kronprinzenzeit vorliegt. Noch fehlen ferner Memoirenwerke, 
welche einen Blick hinter die Kulissen gestatten und über Per- 
sonen und persönliche Triebfedern unmittelbar Aufschluß geben 
oder wenigstens überzeugende Vermutungen gestatten. Auf den 
beschränkten zu Gebote stehenden Raum darf nebenbei auch auf- 
merksam gemacht werden. — — 
In das Exemplar der sächsischen Verfassungsurkunde, das 
einst König Johann seinem ältesten Sohne in die Hand gab, 
schrieb er die schönen Worte: „Halte sie fest gegen jedermann,
	        
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