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früher ungekannte Erbitterung hat in diesem geduldigen, zähen
Stande um sich gegriffen; möge man diese Zeichen der Zeit richtig
deuten und nicht unterschätzen, der Fehler könnte sich eines Tages
schrecklich rächen.“ — Diesen unter den gegebenen Umständen zum
mindesten grotesk wirkenden Fanfaronaden stimmte die Berliner
„Deutsche Tageszeitung“, das Sprachrohr des Bundes der Land-
wirte, völlig zu und knüpfte noch einige ähnliche Betrachtungen
daran, während andere hervorragende konservative Blätter, wie
der „Reichsbote"“ und die „Konservative Korrespondenz“, sich scharf
in Ton und Inhalt gegen den Artikel des „Vaterland“ wandten,
allerdings auch der sächsische Landesverein ihn desavouierte. Dabei
ist aber zu bemerken, daß die genannte „Deutsche Tageszeitung“ seit
1894 den früheren Leipziger Real--Gymnasial-Oberlehrer Dr. Oertel
zum Chefredakteur hatte, der von 1898—1903 den 9. sächsischen
Wahlkreis im deutschen Reichstag vertrat. Man kann sich denken,
welch einen Sturm der Entrüstung der „Vaterlands“-Artikel in
der nationalen Presse entfesselte und mit welcher höhnischen Be-
friedigung, was dabei das allerschlimmste war, die sozialdemo-
kratischen Blätter, an der Spitze der „Vorwärts“, das friedliebende
städtische Proletariat den Agrariern gegenüberstellten und es als
eine schnöde Beleidigung zurückwiesen, „dem Proletariat ein Bünd-
nis mit den konservativen Mordbrennern anzutragen“. — Man
wird nicht fehl gehen, wenn man einen Teil der Schuld an dem
betrüblichen Ausfall der Reichstagswahlen in Sachsen vom Juni.
1903 dieser Auffassung des Reichs von seiten der sächsischen Agrarier
und dem damals wieder tief aufklaffenden Riß zwischen ihnen und
der nationalliberalen Partei zuschreibt. Diese feindselige Stim-
mung der Konservativen trat in recht unholder Weise in die
Praxis, als die Landtagswahlen vom Okt. 1903 den Konservativen
eine Verstärkung von 17 Stimmen brachten, so daß sie nun ins-
gesamt 56 Mitglieder zählten, während die Nationalliberalen nur
über 23 verfügten; jene benutzten ihre Überlegenheit zu dem Be-
schluß, keinen nationalliberalen und freisinnigen Abgeordneten
— es war aber nur ein Exemplar davon in der Kammer
— zu Deputations-(Kommissions-Mitgliedern zu wählen. Hoffen
wir, daß es das letztemal gewesen ist, daß aus dem Samen