Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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22. Dez. 1899 den schlimmen Finanzzustand und der Finanz- 
minister gestand ein Defizit von 31 ½/2 Mill. zu. 
Die öffentliche Meinung beruhigte sich nicht bei jenen Er- 
klärungen des Ministers. Man suchte den Rückgang der Eisen- 
bahnrente auf Schikane der preußischen Eisenbahnverwaltung zu- 
rückzuführen, wie es auch der Fall insofern war, als der Güter- 
verkehr von Ost nach West tunlichst der Halle-Sorau-Gubener 
und anderen Sachsen nördlich umgehenden Linien zugewiesen 
wurde, der Personenverkehr aber von Nord nach Süd, sofern er 
bisher über Leipzig erfolgt war, soweit möglich auf Halle-Weißen- 
fels abgelenkt wurde, wie es ja eine bekannte Tatsache ist, daß 
der Leipziger Reisende, der nach Berlin oder München, Würz- 
burg usw. fahren will, für gewisse Verbindungen besser daran tut, 
erst nach Halle zu fahren und auch über Halle wieder heim- 
zukehren. Ein Teil der sächsischen Presse gab dem Ausdruck, in 
besonders scharfer Weise aber das konservative „Vaterland“, das 
direkt von einer schikanösen Eisenbahnpolitik Preußens sprach, 
dabei aber den Fehler beging, diese Anschuldigung Preußens, als 
habe es den Rückgang der sächsischen Eisenbahnrente veranlaßt, 
dem Finanzminister von Watzdorf in den Mund zu legen. Dadurch 
erleichterte das Blatt den offiziösen preußischen Organen die Er- 
widerung, wie u. a. die „Berliner Korrespondenz“ in einem Artikel 
vom 6. Dez. 1899 mit besonderem Nachdruck darauf hinwies, 
daß von Watzdorf, wie das nun die Dresdener Blätter selbst ein- 
räumen mußten, keine einzige derartige Außerung gegen die 
preußische Eisenbahnpolitik getan habe. Das sei auch ganz natür- 
lich, da die zwischen Preußen und Sachsen seit Jahren bestehenden 
Vereinbarungen über die Verkehrsleitung in nichts geändert seien, 
sondern zu beiderseitiger Zufriedenheit funktionierten. Trotzdem 
ließ sich die öffentliche Meinung nicht von ihrem Standpunkte ab- 
bringen, und man fand wohl eine Parallele in der Zeit, als Preußen 
durch die Anlage eines Straßenzuges über Gotha und den Thü- 
ringer Wald Anfang der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts 
Sachsen ebenfalls zu isolieren versucht und dadurch zum Beitritt 
zum Zollverein gezwungen habe. 
Die Ende Juni 1900 gemachten amtlichen Veröffentlichungen
	        
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