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der sozialdemokratischen Partei, die zu weiter nichts als zur Schädi-
gung der Unbemittelten und Armen führen würde. Die Zwickauer
und Lugauer Knappen würden ohne sozialistische Agitation nie
daran gedacht haben, sich für die Genossen in Böhmen zu er-
hitzen, und an die Agitatoren wie an die Vertreter der Partei
in der Kammer müsse er die Frage richten: „Was wollen Sie
tun, um die durch Ihre Genossen geschaffene Situation wieder
aus der Welt zu schaffen?"“ — Bekanntlich haben sie gar nichts
dazu getan, dagegen hat die vermittelnde Tätigkeit der Regierung
und das Entgegenkommen der Grubenverwaltungen, wie es so-
eben charakterisiert wurde, die Situation zur allseitigen Zufrieden-
heit geklärt, soweit in bestimmten Kreisen von Zufriedenheit heute
überhaupt noch gesprochen werden kann. Leider aber werden die
aus dem Zwickauer Streik und ähnlichen Vorgängen zu ziehenden
Schlüsse am allerwenigsten von denen gezogen, die dazu die aller-
meiste Veranlassung hätten. Dafür sorgen schon die sozialistischen
Blätter, deren Angaben und Behauptungen in Arbeiterkreisen nur
in ganz geringem Umfange durch die Lektüre von Blättern anderer
Parteischattierung richtiggestellt werden. Rühmte es doch die
sozialdemokratische Landeskonferenz zu Dresden am 18. April
1900, daß die Abonennten sozialdemokratischer Blätter sich von
57800 im Jahre 1898 auf rund 87000 im Jahre 1899 vermehrt
hätten. Und als vom 13. bis 19. Sept. 1903 der große sozialdemo-
kratische Parteitag in Dresden abgehalten wurde, konnte Genosse
Gerisch in seinem Berichte über die sozialdemokratische Parteipresse
überall eine große Zunahme der Abonnentenzahl rühmen, speziell
für Sachsen sei diese bei der „Leipziger Volkszeitung“ auf über
30 000, und um 3400 neue Abonnenten der „Volksfreund“,
das Organ der ostsächsischen Wahlkreise gewachsen. Die in Ham-
burg hergestellte Unterhaltungsbeilage „Neue Welt“, die den poli-
tischen Tagesblättern wöchentlich beigelegt wird, habe eine Auflage
von 278000 Exemplaren. Da nun in der Regel sich mehrere
Familien zu einem Abonnement vereinigen, so ist entsprechend die
Zahl der wirklichen Leser zum mindesten zu verdoppeln.
Eine zweite große Streikbewegung, die auch außerhalb Sachsens
größte Aufmerksamkeit und in den Parteikreisen angestrengte Hilfs-