Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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seinem Regierungsantritte vergangen, die ständische Verfassung 
seines Landes mit Füßen getreten, durch sein Privatleben den 
äußersten Anstoß erregt, kurz, alles getan, was in einem der 
Revolution zugärenden Zeitalter jede Achtung vor dem gesetz- 
lich angestammten Herrscher untergraben mußte. Schließlich war 
nach langem, langem Verhandeln auf Antrag des Königs von 
England Genugtuung seitens des Bundestags gefordert worden. 
Nach den üblichen Weitschweifigkeiten ermannte sich dieser end- 
lich zu der unglaublichen Energie, gegen den Herzog Karl die 
Bundesexekution zu verfügen und mit dieser zweifelhaften Auf- 
gabe Sachsen zu beauftragen. Zum Glücke beruhigte sich der 
Sturm im Wasserglase durch das nunmehrige Nachgeben des un- 
bändigen Herzogs im März 1830; die Revolution des Juli schlug 
mit rascher Fernwirkung ihre Wogen auch nach Braunschweig 
und vertrieb schon im September den verhaßten Herzog. Bei 
den sich anschließenden Verhandlungen über die Nachfolge seines 
Bruders Wilhelm fand sich Sachsen mit seiner sich an Osterreich 
anschließenden Vertretung der Interessen des Herzogs Karl in 
bewußtem Gegensatze zu Preußen. 
Mittelbar brachte die Julirevolution auch die Zollvereins- 
frage in Fluß. Im August 1830 gab die sächsische Regierung 
an Preußen und Bayern die Erklärung ab, daß sie einer An- 
näherung an einen der beiden Zollvereine unter gleichberechtigenden 
Bedingungen nicht abgeneigt sein würde; die noch in Funktion 
befindliche Kommerzdeputation, die durch acht Fabrikanten und 
sechs Kaufleute vermehrt worden war, erklärte sich am 6. Dez. 
1830 unbedingt für den Anschluß an Preußen. Sie vertrat da- 
mit aber einen wichtigen und gerade hier interessierten Teil der 
Bevölkerung gar nicht, nämlich die Leipziger Kaufmannschaft, die 
für den Bestand der Messen, falls Preußen irgend wesentliche 
Vergünstigungen nicht gewähre, nicht ohne Unrecht besorgt war. 
Namentlich fürchtete man die Konkurrenz der Messe zu Frank- 
furt a.O. Es ließ sich aber trotzdem die Regierung durch diesen 
ja nie ganz auszugleichenden Gegensatz zwischen Schutzzoll und 
Freihandel nicht abhalten, die Verhandlungen mit Preußen noch 
vor Ende des Jahres 1830 wieder anzubahnen. König Anton 
Sturmhoefel, Geschichte der sächsischen Lande. II. 4
	        
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