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Beiträge zum Wahlfonds beriet. Dabei meinte der Genosse Hähle-
Chemnitz: es sei zu bedenken, daß von den Parteigenossen den
Leuten die Armut zu sehr eingeredet worden sei, und deshalb
glaubten sie für Parteizwecke nichts übrig haben zu können. Das
bestätigte Genosse Sindermann-Dresden: „man hat den Leuten
immer vorgeredet, ihr seid zu arm, bis sie es geglaubt haben!“ —
Er darf damit im Zusammenhange auf eine neuerdings von
dem französischen Sozialisten Hervès auf dem internationalen
Kongresse zu Stuttgart im Sommer 1907 gemachte Außerung
hingewiesen werden: „Jetzt kenne ich sie, die deutschen Sozial-
demokraten und weiß den Wert ihrer radikalen Phrasen zu schätzen:
es sind gute, satte, heitere und zufriedene Spießbürger!“ — Frei-
lich sah er eben nur die Leiter der Bewegung, und warum sollten
das, bei der Fülle der ihnen zufließenden Arbeitergroschen, nicht
satte, heitere und zufriedene Leute sein? Nach einer Mitteilung
des „Vorwärts“ vom 3. Aug. 1906 beschloß der Deutsche Holz-
arbeiterverband, Zahlstelle Berlin, die Beiträge der männlichen
Mitglieder auf 90 Pfennig für die Woche zu erhöhen, die der
weiblichen auf 30 Pfennig. Die Holzarbeiter zahlen also jährlich
je 46,48 Mark Parteiabgaben, die Arbeiterinnen 15,60 Mark.
Nach den Mitteilungen des „Korrespondenzblattes der General-
kommission Deutschlands“ in Nr. 31 vom 4. Aug. 1906 erhob im
Jahre 1905 die Gewerkschaft der Notenstecher von jedem Mit-
glied 58,95 Mark jährlich, also 1,13—1,14 Mark wöchentlich, die
der Buchdrucker 55,67, die der Lithographen 44,32 Mark, die
der Bildhauer 42,55 usw. Dementsprechend betrug die Einnahme
der Partei im Jahre 1904 von 63 Verbänden 20 190 630 Mark,
im Jahre 1905 von 64 Verbänden 27 812 257 Mark, welch letzterer
Summe eine Jahresausgabe für 1905 von 25 024 234 Mark gegen-
überstand. Auf die einzelnen Posten der Ausgabe einzugehen,
ist hier nicht der Ort; nur darauf mag aufmerksam gemacht sein,
daß von jener gewaltigen Summe für Zeitungen, Agitation, Streik-
unterstützung, Reiseunterstützung, Konferenzen und Generalver-
sammlungen, also für Organisationszwecke, über 16,7 Mill. Mark
ausgegeben waren, für die eigentlichen Wohlfahrtszwecke als:
Arbeitslosen-, Kranken-, Invalidenunterstützung, Rechtsschutz, Bei-