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sich derjenigen der übrigen, namentlich juristisch gebildeten Staats-
diener gleichwertig erzeige, war zu klar, als daß nicht auch sie
endlich in Berücksichtigung gezogen werden sollte. Die Rektoren
der Gymnasien erhielten 1891, die Professoren, deren Zahl neuer-
dings erheblich vermehrt worden ist, 1893 den Hofrang.
Einem berechtigten Zuge unserer Zeit, der für die Frau eine
selbständigere Entwickelung und Betätigung ihrer Anlagen erstrebt,
entsprach es, wenn im Jahre 1894 von seiten des Allgemeinen
Deutschen Frauenvereins zu Leipzig Gymnasialkurse für Mädchen
unter Anschluß an die höhere Töchterschule begründet wurden. Sie
waren anfänglich auf neun Semester berechnet, wurden aber dann
nach Berliner Vorbild auf acht beschränkt; gleichzeitig verwandelte
man 1902, da die preußische Regierung, und ihr folgend die
sächsische, auch den Realgymnasien die Berechtigung zum medi-
zinischen Studium gewährt hatte und das Griechische den jungen
Mädchen erhebliche Schwierigkeiten machte, die gymnasialen Kurse
in realgymnasiale um. An der Spitze der recht gut besuchten An-
stalt steht seit Anbeginn Fräulein Dr. phil. Käthe Windscheid,
eine Tochter des bekannten früheren Leipziger Pandektisten.
Von den 11 bestehenden Realgymnasien nahm unter König
Albert die Dreikönigsschule in Dresden-Neustadt 1895 das sog.
Frankfurter System an, das den fremdsprachlichen Unterricht nicht
mit dem Lateinischen, sondern mit dem Französischen beginnt und
das Lateinische erst von Quarta an betreibt. Ihm schloß sich,
nachdem es 1901 selbständiges Realgymnasium geworden war,
auch Plauen an. In Zittau war das Realgymnasium bis 1882
mit dem städtischen Gymnasium verbunden; es trennte sich im
genannten Jahre, blieb aber mit der seit 1876 begründeten höheren
Handelsschule vereinigt. In ähnlicher Weise schließt sich seit dem
Sommer 1872 an das Realgymnasium in Döbeln eine höhere
Landwirtschaftsschule an. — In ganz besonderer Weise nahmen
aber die Realschulen, ganz entsprechend dem praktischeren Geiste
und den realeren Bestrebungen unserer Zeit, während der Regie-
rungszeit des Königs Albert Ausschwung; von den 30 heute als
selbständig bestehenden Anstalten dieser Art sind nicht weniger als
23 in dieser Zeit eröffnet worden, wobei die drei in Dresden und