Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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festgestellten Modus der Branntweinsteuerverteilung schon 1840 
um eine halbe Million Taler zu kurz zu kommen behauptete. 
Ferner mehrte sich die Verarbeitung von Seide, Schaf= und Baum- 
wolle in Webereien, Wirkereien und Spinnereien. Insbesondere 
entwickelte sich in Chemnitz, Limbach und Umgegend die Strumpf- 
wirkerei zu großartiger Ausdehnung. Und wenn auf der einen 
Seite die Leinenweberei zurückging, so blühte auf der anderen die 
Flachsspinnerei empor. Durch die vermehrte Industrie aber wuchs 
der Kohlenverbrauch, weshalb namentlich im Zwickauer Gebiete 
seit 1837 eine bedeutende Erweiterung der Kohlenförderung Platz 
griff und damit für viele Hände Arbeit geschaffen wurde. Die 
Regierung suchte nach Kräften überall zu fördern, namentlich 
durch Vorstreckung von Kapital, durch vorläufig unentgeltliche 
Überlassung von Maschinen u. dgl. — Num lief aber der Zoll- 
vereinsvertrag nur bis zum 1. Jan. 1842. Es war ein Beweis 
für die Unentbehrlichkeit der neuen Einrichtung, daß niemand, 
der Verständnis für solche Dinge hatte, noch ernstlich an Kün- 
digung oder Nichterneuerung dachte. Aber im einzelnen waren 
natürlich Differenzpunkte vorhanden, die bei den im November 
1840 zu Berlin eröffneten Konferenzen zum Austrag kamen. 
Dahin gehörte die schon berührte Frage der Branntweinsteuer- 
erträge, über die man hart aneinandergeriet, doch einigte man 
sich schließlich zusamt den thüringischen Staaten über eine Ab- 
findungssumme an Preußen und schloß am 8. Mai 1841 den 
neuen Vertrag auf weitere zwölf Jahre, ebenso wie die übrigen 
Staaten ab. 
Die großen Folgen, die mittelbar durch das neue System 
auf sozialem Gebiete hervorgerufen werden sollten, insbesondere 
die Entstehung eines industriellen Proletariats, wurden zwar da- 
mals schon von weitersehenden Köpfen erkannt, konnten aber zu- 
nächst bei der durch die Verfassungsänderung bedingte Neu- 
gestaltung der Gesetze noch nicht berücksichtigt werden. Mit dieser 
hatte sich der erste Landtag der Jahre 1833 und 1834 zu be- 
schäftigen, dessen feierliche Eröffnung am 22. Jan. 1833 statt- 
fand. Es war etwas ganz Neues, was mit Fug und Recht 
sich als ein Zeichen der neuen Zeit tief in die Herzen der Teil-
	        
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