Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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nis erwies. Voran ging Leipzig mit seiner 1875 von der Stadt— 
gemeinde gegründeten allgemeinen Gewerbeschule; Dresden folgte 
mit Übernahme einer allerdings schon vorher bestehenden Privat- 
anstalt im Jahre 1896. An diesen Anstalten wurden Tageskurse 
und Abendkurse eingerichtet, letztere namentlich für die älteren Leute, 
die noch zu ihrer Fachbildung, teilweise unter rührenden Opfern 
an Geld und Zeit, teilnehmen wollten. In dem kurzen Zeit- 
raume von 1884—1897 stieg die Zahl der Schüler in Leipzig 
von 250 auf 1024, in Dresden von 350 auf 1036. Seit Michaelis 
1896 ist mit der Leipziger Gewerbeschule auch eine Werkmeister- 
schule verbunden worden. . 
Das, was das gewerbliche Schulwesen des vorigen Zeit— 
alters von dem des Königs Albert unterschied, war der Umstand, 
daß früher der Staat sich wenig um solche Anstalten gekümmert 
hatte. Das wurde anders namentlich durch die Einwirkung der 
Neuorganisation des sächsischen Volksschulwesens vom Jahre 1875. 
Außer den Webschulen, deren 1873 19 vorhanden waren, gab es 
im genannten Jahre nur noch 7 andere gewerbliche Fachschulen, 
und von diesen genoß allein die Fachgewerbeschule für Spiel- 
warenarbeiten in Seiffen eine Staatsbeihilfe von 5550 Mark. 
Aber schon im Jahre 1894 gab es 64 Fachschulen, von denen 
55 einen Staatszuschuß von 54000 Mark erhielten und vier 
Jahre darauf war die Zahl auf 71 gestiegen. Selbstverständlich 
brauchte dann dieses Tempo nicht mehr eingehalten zu werden. 
Charakteristisch ist für diese Fachschulen, daß sie sich, obgleich in 
der Bildungszelle sächsisch, doch deutsche Fachschulen nennen. Solche 
Jachschulen gibt es für Blecharbeiter in Aue, um die sich Erdm. 
Kircheis, Eschebach und die Leipziger Plesse und Tuch verdient ge- 
macht haben, die Gerberschule in Freiberg, die vor allem durch die 
Lohgerberfamilie Steyer ins Leben gerufen wurde, die Fachschule 
für Drechsler und Bildschnitzer in Leipzig, die Müllerschule in 
Dippoldiswalde, die Schlosserschule in Roßwein und die Uhr- 
macherschule in Glashütte; hier gerade, wo seit 1845 die Uhren- 
fabrik von Lange & Söhne der ganzen Welt zeigt, wieviel Uhr 
es geschlagen, war für solche Schule die gegebene Stätte. Diese 
„deutschen Fachschulen“ sind durchgängig Tagschulen mit gewöhn-
	        
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