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also dabei, wie schon bemerkt, daß bei der großen Differenzierung
der Industrie eine alle befriedigende Fürsorge unmöglich ist.
Im allgemeinen bewegte sich mit der gesamten deutschen In—
dustrie auch die sächsische in aufwärtssteigender Linie und damit
das Gesamteinkommen der Bevölkerung.
Folgende Zusammenstellung mag dies klar machen. Ohne
Abzug der Schuldzinsen betrug das Einkommen der sächsischen
Steuerzahler:
aus 1879 1894 1904
Grundbesitz M. 218238971 287105814 356424091
Renten „ 111713392 220299705 302538767
Gehalt u. Löhnen „ 364651115 771289822 1233881247
Handel u. Gewerbe „ 350379804 527780000 702861337
Sa.: M. 1044983 282 1806475341 2595705442
Aus dieser Aufstellung ergibt sich, daß das Einkommen an
Gehalt und Löhnen, das gerade den Stand der Industrie am
besten illustriert, in den 25 Jahren seit 1879 auf mehr als das
Dreifache gewachsen war, während das Einkommen aus Handel und
Gewerbe die doppelte Ziffer erreichte. Das Anwachsen der Industrie
bewies aber auch die Gewerbezählung von 1895 insofern, als inner-
halb der einzelnen Zweige der Prozentsatz der beschäftigten Arbeiter
wuchs. Dagegen kann man namentlich in den letztverflossenen
Jahren die Bemerkung machen, daß die Zahl der Betriebe zurück-
gegangen, die Zahl der Arbeiter gestiegen ist. So waren laut dem
statistischen Kalender für das Königreich Sachsen am 1. Mai
1905 in 21926 eigentlichen Fabrikbetrieben 614 714 Arbeiter be-
schäftigt, während 1901 die Zahl der Betriebe noch 25 711 betrug,
dafür aber nur 550 620 Arbeiter beschäftigte, ein deutliches Zeichen
dafür, daß die großen Betriebe sich vergrößern, die kleinen aber
darüber zurück= oder ganz eingehen. Allerdings wurden am 1. Mai
1906, Gleichartigkeit der Zählung ist freilich nicht garantiert,
644084 Arbeiter in 22952 Betrieben gezählt. Andererseits wies
die Textilindustrie, die höchstentwickelte in Sachsen überhaupt, in
den Jahren 1882—1895 eine Vermehrung ihres Arbeiterstandes
um nur 14 Proz. auf. Die Erklärung liegt wohl in der die