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Roßwein, Böhrigen, Hainichen, Frankenberg, Lunzenau, Stätten
gefunden hat. Ende der sechziger und siebziger Jahre begann
man, namentlich unter Zuhilfenahme von Seidengarnen, in Chem—
nitz Möbelstoffe, halbseidene Kleider- und Schirmstoffe herzustellen.
Auch werden in Chemnitz, ebenso wie in den benachbarten Hohen—
stein-Ernsttal und Lichtenstein-Callnberg Tischdecken, Portieren
und Gardinenstoffe genau wie aus Baumwolle so auch aus Wolle
hergestellt. — Nach langem und schwerem Kampfe mit dem nord-
französischen Roubaix gelang es endlich seit den achtziger Jahren
den beiden Schwesterstädten Glauchau und Meerane in der Fabri-
kation wollener Kleiderstoffe für Frauen den Sieg nicht nur auf
dem heimischen, deutschen, sondern zum Teil auch auf dem Welt-
markte davonzutragen. Das nie rastende Streben der dortigen
Fabrikanten, in Farben und Mustern dem Geschmacke des Publi-
kumms zu entsprechen, wurde auch wiederum durch dieses letztere
unterstützt, indem es bei sichtlich zunehmendem allgemeinen Wohl-
stand sich den feineren und geschmackvolleren Erzeugnissen zu-
wandte. Das bildete auch den Grund, weshalb man den rein
wollenen und rein baumwollenen Geweben und Wirkereien den
Vorzug vor den halbwollenen gab, wie sie namentlich in Zittau,
Reichenan und Umgegend, aber auch in Schwedewitz bei Zwickau
gearbeitet wurden. Bis Ende der achtziger Jahre wurden in
Zittau und Reichenau die sogenannten Orleansstoffe gewebt, deren
Kette aus gezwirntem Baumwollgarn, der Einschlag aus Angora-
wolle, sogenanntem Mohair, oder Kammgarnwolle bestand. Rein-
wollene Stoffe aber und die buntbedruckten Baumwollengewebe
des Elsaß verdrängten das Orleans, und damit wandten sich auch
die Zittauer wieder der reinen Wolle und Baumwolle zu.
Der Teppichfabrikation ist schon gelegentlich der
Plauener Fachschule gedacht worden. Die erste Teppichfabrik ent-
stand 1870 zu Wurzen durch F. A. Schütz und ging aus einer
Fabrik für Velours oder Wollstaub hervor, welcher, wie auch
noch heute, aus Wollabfällen für die Tapetenfabrikation gewonnen
wurde. Man ahnmte hier die weichen orientalischen, insbesondere
die sogenannten Smyrnateppiche nach. Aber eine bedeutende Kon-
kurrenz entstand zehn Jahre später zu Oelsnitz im Vogtland,