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wendigen Bindemittels ersparen. Auch wendet man jetzt der Be-
nutzung und Verarbeitung des Sandes steigende Aufmerksamkeit
zu, der mit Zement zusammen zu Bauten und Pflasterungs-
anlagen starke Benutzung findet. Ziegeleien sind überall in-
folge des gesteigerten Bauwesens entstanden, wo große Lehmlager
und die Nähe einer großen Stadt dazu einluden. Da man jetzt
vielfach bei erhöhtem Geschmack auf reizvollere Bedachung und im
Rohziegelbau auf größere Feinheit und Güte des Materials sieht,
so ist als Seitenzweig der Tonfabrikation die Klinker= und
Schamottefabrikation entstanden. Für diese gesamte Industrie
liefern die westliche Lausitz um Königsbrück, Kamenz, Elsterwerda,
ferner Pirna, Dohna, Kötzschenbroda, Meißen, Strehla und end-
lich im Westen des Landes Waldenburg, Penig, Frohburg und
Kohren das Material und verarbeiten es in mannigfaltigster
Weise. Insbesondere sind Meißen-Cölln, Dresden und Kamenz
bedeutend geworden für Ofenfabrikation, da man schon seit über
einem Menschenalter auf bessere Ofen Gewicht legt und den soge-
nannten „Berliner“ Ofen bevorzugt. Hervorragendes leistet auch
die Steingutfabrikation in Colditz und Dresden. Weithin bekannt
sind dic geschmackvollen Erzeugnisse der Firma Villeroy & Boch
in Dresden, welche auch auf dem Gebiete der Arbeiterfürsorge
mit gutem Beispiel vorangeht. Es hieße ferner Eulen nach Athen
tragen, wenn man die Erzeugnisse der Königlichen Porzellan-
manufaktur zu Meißen loben wollte. Bekanntlich fand sich ihr
Betrieb früher in der Albrechtsburg; von da aber wurde er 1863
in ein eigenes, umfänglicheres und den Zwecken entsprechenderes
Gebäude im Triebischtale verlegt. — Glas fabriken befinden sich
in Zwickau, im Plauenschen Grunde, in Dresden und Radeberg,
also an Orten, wo in der Nähe Kohlenlager sich befinden, ferner in
Carlsfeld im Erzgebirge, wo auch die Herstellung der sog. Schwarz-
wälder Uhren als Hausindustrie im Gange ist, und in Weiters-
glashütte, welchen Betrieben die Eisenbahn die nötigen Kohlen aus
Zwickau zuführt. In dem letztgenannten Orte hat sich auch ebenso
wie in Pirna die Fabrikation von Kathedral= und Farbenglas
entwickelt, während die Glasmalerei und Kunstglaserei in Zittau
seit 1865 durch C. L. Türcke eingeführt worden ist.