Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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müht hatten, sind früher erwähnt worden und können deshalb 
hier übergangen werden. Auch in den Folgezeiten nahm zwar 
die Zahl der Papiermühlen, aber nicht ihre Technik zu, indem 
der aus Leinen- oder Baumwollfaser durch das Zerstampfen und 
Zermahlen der Mühle gebildete Brei noch immer mit der Hand 
geschöpft und in die entsprechenden Formen eingegossen wurde. 
Durch die Erfindung Louis Roberts, der bei der bekannten 
französischen Firma von Pierre Frangois Didot in Essonnes 
in der Papierfabrik tätig war, im Jahre 1798, und durch die 
des Michael Leistenschneider zu Saarlouis im Jahre 1803, der 
aber schon seit 1797 sich mit der Konstruktion beschäftigt hatte, 
wurde die Übernahme der Handarbeit auf den Maschinenbetrieb 
möglich. In Sachsen stellte zuerst Just in Sebnitz 1828 eine 
Papiermaschine in seiner bisher als Manufaktur betriebenen 
Papiermühle auf, ihm folgten C. F. A. Fischer in Bautzen, 
Flinsch in Penig und Michael und Thode in Hainsberg bei Dresden 
in den Jahren bis 1840. Von nun an begannen die Fabriken 
die Manufakturen zu verdrängen. 1848 gab es 12 Fabriken 
und 30 Manufakturen gegen 60 Manufakturen im Jahre 1834. 
War schon zu Vater Augusts Zeit das Material an leinenen 
Lumpen oft genug knapp geworden, so machte sich dieser Mangel 
in der neueren Zeit bei immer steigendem Verbrauch erst recht 
fühlbar. Da kam die schon früher erwähnte, der Geschicklichkeit 
der Wespen bei ihrem Nestbau durch den Webermeister Friedr. 
Gottlob Keller aus Hainichen 1845 abgelauschte Entdeckung der 
Verwendbarkeit der Holzfaser zu Hilfe. Durch Zerfaserung von 
Fichtenholz auf einem Schleifsteine stellte der genannte eine Masse 
her, die ebenso wie die Baumwoll= und Leinenfaser für die Papier- 
bereitung tauglich schien. Heinrich Völter, Direktor der genannten 
Fischerschen Papierfabrik in Bautzen, stellte geeignete Maschinen 
für das Verfahren auf, das Dr. Alwin Rudel in seiner „Zeit- 
schrift für Papierfabrikation“ weiteren Kreisen bekannt gab. Wäh- 
rend aber Völter, in seine schwäbische Heimat zurückgekehrt, die 
Erfindung Kellers in der Papierfabrik seiner Eltern reichlichst 
ausnutzte, blieb der Erfinder ein armer Mechanikus in Krippen 
an der Elbe; erst Anfang 1893 wurde dem siebenundsiebzigjährigen
	        
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