Metadata: Sagenbuch des Erzgebirges.

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derlich, denn kaum achtzig Fuß hoch flog er langsam nach den Felss 
klüften und Wäldern jenseits des Schlosses. Jetzt gewahrten die 
beiden Frauen den Raub des Kindes. Zum Tode erschrocken schlug 
die arme Mutter die Hände vor das Gesicht und sank ohnmächtig 
nieder; die Amme aber verfolgte schreiend und händeringend den über 
ihr fliegenden Räuber. Schon schwebte derselbe über dem hohen und 
felsigen Hügel, der im oberen Teile des unmittelbar vor dem Schlosse 
liegenden Städtchens Lauenstein sich erhebt, — da fiel ein Schuß. 
Ein Jäger, welcher, aus dem nahen Forste zurückkommend, die Gefahr 
sah, hatte den Schuß gethan und gut getroffen. Der Vogel stürzte 
tot zur Erde und lebend und wohlbehalten hing das geraubte Kind 
an den Klauen des erschossenen Vogels. 
Zum Andenken an diese wunderbare Rettung ihres Söhnchens 
ließ Frau Katharina auf dem Hügel, wo der Vogel tot niederstürzte, 
einen Turm erbauen und später auch eine Glocke darin aufhängen. 
Dieser Turm ist zur Ruine geworden und die Glocke hängt jetzt auf 
dem Turme der Lauensteiner Kirche; der Hügel aber heißt heute noch 
der Katharinenstein. 
  
576. Die Kutte bei Elterlein. 
(Erzgeb. Bote, 1809, No. 2. Desgl. bei Ziehnert a. a. O., Anhang, No. 35.) 
Ein Grünhainer Pater empfand auf dem Wege zur Kapelle, 
wo er seines Amtes warten wollte, große Hitze und setzte sich im 
Walde nieder, um zu verkühlen und auszuruhen; aber im Niedersetzen 
berührte ihn etwas von hinten so unsanft, daß er vor Schmerz laut 
aufschrie. Er untersuchte den Boden und fand einen starken Zacken 
gewachsenen Silbers, der drei Zoll lang aus der Erde hervorstand. 
Um die Stelle sicher zu bezeichnen, zog er seine Kutte aus und legte 
sie darüber. Dann eilte er in vollem Laufe nach Grünhain zurück 
und erzählte von seinem Funde voller Freude dem Abte. Bald darauf 
ward an der mit der Kutte bezeichneten Stelle ein regelmäßiges Berg- 
gebäude angelegt, welches lange Zeit gute Ausbeute gab und noch jetzt 
die Kutte heißt. 
577. Sechs Brüder bei Geyer. 
(Ziehnert, Sachsens Volkssagen, Anhang, No. 37.) 
Im Jahre 1632, als kaiserliche Truppen von der Burg Schar- 
fenstein die ganze Umgegend durchstreiften und plünderten, war es 
einem Trupp herzhafter Burschen aus Elterlein und Zwönitz gelungen, 
  
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