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der Chemnitzer Gymnasialoberlehrer Dr. Buschkiel und gab der
stolzen Freude Ausdruck, die die höhere Lehrerschaft Sachsens
über die hohe Anerkennung empfinde, die Bismarck der Wichtig-
keit und Bedeutung des höheren Lehrerstandes für das nationale
Leben wiederholt habe zuteil werden lassen. Es folgten mit dem
Oberbürgermeister Dr. Dittrich aus Plauen an der Spitze am
8. Mai 116 sächsische Bürgermeister und Stadtverordnete, um
dem Fürsten den von 72 Städten des Königreichs ausgestellten
Ehrenbürgerbrief zu überreichen. Welche Worte damals zu König
Alberts Preis von Bismarck gesprochen wurden, ist schon erzählt
worden. Nur zwei Wochen vergingen, da kamen etwa 1500
Leipziger, Herren und Damen, darunter auch etwa 100 Schüler
der höheren Lehranstalten, vornehmlich von der altehrwürdigen
Thomasschule, mit ihren Lehrern. Die Ansprache an den auf
den Altan des Herrenhauses herausgetretenen Fürsten hielt in
markiger, zu Herzen gehender Weise der Professor der Chemie
an der Universität Joh. Wislicenus, der derzeitige Prorektor der
Universität. Der Fürst antwortete unter besonderer Hervorhebung
der selbsterrungenen merkantilen und der historischen Bedeutung
Leipzigs, eingangs auch erwähnend, daß er durch mütterliche Ab-
stammung zu den Blutsverwandten von Leipzig gehöre — seine
Mutter nämlich, Wilhelmine geb. Mencke, entstammte einer be-
sonders im 18. Jahrhundert blühenden Leipziger Gelehrtenfamilie
dieses Namens. Die Rede schloß mit einem Hoch auf König
Albert, auf den der Fürst auch während des Frühstücks wieder zu
sprechen kam, indem er sagte: „König. Johann hat uns ja
mancherlei Schwierigkeiten gemacht, besonders durch Damen, auch
durch die Königin Elisabeth (Friedrich Wilhelms IV. Witwe);
aber wenn er sich entschieden hatte, so war er zuverlässig im
höchsten Grade. Bei Ihrem jetzigen König ist das noch anders:
der ist mit Leib und Seele national und von solcher
Gleichmäßigkeit und Liebenswürdigkeit, daß er alle
Herzen gewinnt.“ — Noch konnte der alte Recke am 25. März
1898 sein 60 jähriges Militärjubiläum feiern, dann raffte ihn
am 30. Juli 1898 das gemeinsame Schicksal dahin. Wie überall
im Reiche, so wurde sein Gedächtnis auch in Sachsen in weihe-