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stadt vom 16. bis 18. Mai wieder, um die hygienische Ausstellung
zu besichtigen, für welche König Albert einen namhaften Preis
gestiftet hatte, und zwar für das beste Projekt zur Unschädlichmachung
der Verunreinigung fließender Gewässer. Bei dieser Gelegenheit
wohnte der König der Besichtigung des Gardejäger-Bataillons,
der Unteroffizierschule und des Lehrbataillons bei. Nach Dres-
den zurückgekehrt, begab sich der König Anfang Juli auf eine
Besichtigungsreise nach dem Vogtland, hierin, wie alljährlich, dem
Beispiele seines Vaters Johann folgend. Als er am 4. Juli
die Georgische Fabrik in Mylau besuchte, wurde Kreishauptmann
Hübel, der den König begleitete, dicht neben dem einen Fahrstuhl
benutzenden König von einem herabstürzenden Fahrstuhlgewicht
erschlagen. Ganz ebensogut hätte der König das Opfer dieses
Unfalls sein können. Die Reise wurde infolgedessen nicht fort-
gesetzt, sondern der König kehrte nach Dresden zurück, war
aber am 14. Juli schon wieder unterwegs zum Besuch der
Großbetriebe von Werdau und Krimmitschau. In Dresden
aber fand am 20. Juli eine darum merkwürdige Feier statt,
weil sic in ihrer Art die erste war. Prinz Friedrich August
nämlich, der am 25. Mai volljährig geworden war, leistete
auf dem Kasernenhofe der Albertstadt den sowohl durch Artikel VI
der preußisch-sächsischen Militärkonvention wie auch durch § 64
der Reichsverfassung vorgeschriebenen Fahneneid, zu welcher Ge-
legenheit das Leibgrenadier-Regiment in Parade mit flatternden
Fahnen stand. Es war dies das erstemal, daß ein Prinz des
sächsischen Hauses neben der Treue gegen seinen König auch Ge-
horsam gegen den Kaiser und die Kriegsgesetze angelobte.
Dasselbe Jahr 1883 bedrohte, wie schon erwähnt wurde, un-
geahnt, durch tückische Hand, wie das Leben Kaiser Wilhelms und
der anderen Bundesfürsten, so zum zweiten Male das König
Alberts bei der Enthüllung des Nationaldenkmals am Nieder-
wald. Bekanntlich ist dies ein Werk des Dresdener Bildhauers
Johannes Schilling. Es zeigte so recht den liebenswürdigen
Charakter des Königs, wenn er, gelegentlich eines Kuraufent-
haltes in Ems vom 18. Mai bis Mitte Juni 1884 mit der Königin
und dem Grafen und der Gräfin von Flandern das Niederwalddenk-
Sturmhoefel, Geschichte der sächsischen Lande. II. 46