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die Glückwünsche der Stände, sowie der sächsischen Reichstags-
abgeordneten entgegen. Am Abend fand ein Fackelzug statt, an
dem sich die Studierenden des Polytechnikums und der Tierarznei=
schule zu Dresden, der Bergakademie zu Freiberg und der Forst-
akademie zu Tharandt beteiligten. Am folgenden Tage, einem
Sonntage, wurde in allen Kirchen des Landes ein Festgottesdienst
abgehalten. Nachdem dieser in Dresden zu Ende war, empfing
der König erneut Glückwunschdeputationen, nämlich die Herren
des königlichen und prinzlichen Dienstes, die Staatsminister, das
diplomatische Korps, die Herren des Gesamthauses Schönburg
und des gräflichen Hauses Wildenfels, die Armeedeputation und
die Deputationen fremdherrlicher Regimenter, deren Chef der
König war. Am Abend wurde ein Armeefest in einer eigens dazu
erbauten Arena auf dem Gelände der Gardereiter-Kaserne in-
szeniert, wobei die Beteiligung der sächsischen Truppen unter Kur-
fürst Johann Georg III. an der Rettung Wiens von der Belagerung
durch die Türken im September 1683 den Vorwurf bot. Am
17. Juni erschienen Deputationen des Bundesrats, des deut-
schen Reichstags, allerhand andere Abordnungen, darunter auch
eine aus dem am Fuße der Stammburg gelegenen Städtchen
Wettin. Im Laufe dieses Tages und am Abende trafen die zahl-
reichen fremden Fürstlichkeiten ein, vor allem alle Glieder des
Hauses Wettin, zu dem sich väterlicherseits auch Prinz Alfred von
Großbritannien rechnen durfte, und der Schwiegersohn des Prinzen
Georg, Erzherzog Otto von Osterreich. An diesem Tage fand in
allen Schulen des Landes ein die Bedeutung des Festes be-
leuchtender Aktus statt. Am folgenden Tage, dem 18. Juni,
traf Kaiser Wilhelm II. in Dresden ein, und vor ihm entwickelte
sich von früh 10 Uhr an die große Parade auf dem Alaunplatze,
die der General von Schweingel kommandierte. Es nahmen daran
teil 338 Offiziere, 1015 Unteroffiziere, 5465 Mannschaften und
2300 Pferde. Wie schon bei der Königsparade an seinem 60. Ge-
burtstage hatte König Albert auch hier die Freude, seine vier
Neffen in der Front zu sehen, und zwar den Prinzen Friedrich
August als Batteriechef im 1. Feldartillerie-Regiment Nr. 12, den
Prinzen Johann Georg als Oberleutnant beim Schützenregiment,