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das Prinz Georg selbst dem Bruder und dem Kaiser vorführte,
den Prinzen Max ebenfalls als Oberleutnant bei der 5. Kompagnie
des 2. Grenadier-Regiments Nr. 101, das sein Chef Kaiser Wil-
helm zum ersten Male selbst in Parade vorführte, und endlich den
Prinzen Albert, der als Leutnant beim 2. Jägerbataillon Nr. 13
stand.
Am Nachmittage 3 Uhr fand die Enthüllung des von Jo-
hannes Schilling geschaffenen König-Johann-Denkmals auf dem
Theaterplatze durch König Albert selbst in Gegenwart des Hofes
und der Fürsten aus wettinschem Hause statt, während der Kaiser
von einem Fenster des Königl. Residenzschlosses aus zusah. Am
Abend wiederholte man das Armeefest vor dem Kaiser und den
ernestinischen Fürsten. Aber den Haupteffekt brachte doch erst der
19. Juni, an dem sich, vom herrlichsten Wetter begünstigt, vor den
in einem Pavillon am Johanneum auf dem Neumarkte versammelten
fürstlichen Herrschaften ein Festzug vorbeibewegte, wie ihn Dresden
und auch wohl die Fürstlichkeiten noch nicht gesehen hatten. Die
geistige und materielle Wohlfahrt Sachsens, die Blüte der Kunst
und Wissenschaften, die Bodenkultur, Handel und Gewerbe, die
Industrie, alles dies, teils in ihrem gegenwärtigen Zustande, teils
in ihrer historischen Entwickelung, die früheren Residenzstädte,
Meißen, Freiberg und die jetzige Residenz Dresden, die zweitgrößte
Stadt des Landes, Leipzig, die Post usw. usw. waren in groß-
artigen Gruppen und Festwagen in dem Zuge vertreten. Er
umfaßte 38 Musikchöre, 63 Schmuckwagen, 840 Berittene und
über 12000 Fußgänger. Abends 7 Uhr veranstaltete die Stadt
Dresden auf der Brühlschen Terrasse ein großartiges Fest, das
mit einem der Terrasse gegenüber, auf dem rechten Elbufer, ab-
gebrannten Feuerwerke endete; den Schluß bildete eine mächtige
aus 5000 Raketen nach einem Muster Michelangelos gebildete
Girandole. Es kam aus einem tief= und freudigstbewegten Herzen,
wenn der König am 21. Juni in allen Amtsblättern für alles
das vom Lande bei dieser festlichen Gelegenheit Geleistete seinen
Dank veröffentlichen ließ. — Der reichen Spende der Stände zum
Zwecke eines Schloßumbaues ist schon gedacht worden. Außerdem
aber errichtete die Stadt Dresden zum Gedächtnis des seltenen