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paganda für seine Kirche zu machen, nur auf Widerspruch bei
seinem königlichen Ohcim stoßen, wie sich dies gleicherweise in den
Maßregeln der Regierung kundgab, und auch den Beifall des
eigenen Vaters dürfte der Prinz damit kaum geerntet haben. — —
Der vierte Neffe des Königs, der unter seinen Augen heran-
wuchs und in denselben Bahnen wie seine Brüder geleitet wurde,
war Prinz Albert, der am 25. Febr. 1875 geboren war. Seine
überzarte Gesundheit hatte den Eltern viele Sorge gemacht und
insbesondere die Mutter zu manchem Bittgang an glaubengeweihte
Wunderstätten veranlaßt. Nach und nach aber hatte sich der Prinz
erholt, und war, wie seine Brüder, nach vollendetem 12. Lebens-
jahr in die Armee eingetreten, und zwar als Sekondleutnant im
2. Jäger--Bataillon Nr. 13. 1896 bezog er zu Ostern die Uni-
versität Leipzig und wandte sich nach absolvierten Studien im
Sommer des folgenden Jahres wieder der militärischen Laufbahn
zu, ohne darüber seinen Neigungen für Geschichte und Kunst-
geschichte untreu zu werden. Am 25. Mai 1899 wurde er bei
dem 1. Ulanen-Regiment Nr. 17 in Oschatz zum Rittmeister be-
fördert. Gern fuhr er von hier nach Dresden zum Besuche des
Vaters und der Geschwister hinüber. Von einem solchen Besuche
heimkehrend wurde er in der Nacht vom 15. zum 16. Sept. 1900
zwischen Dresden und Meißen bei dem Dorfe Wolkau infolge
Durchgehens der Pferde aus dem Wagen geschleudert und dabei
so schwer am Kopfe verletzt, daß der Tod alsbald eintrat. Der
Vater und die rasch herbeigerufene Schwester Mathilde konnten
nur noch die sterbliche Hülle bergen. Die Anteilnahme des ganzen
Landes an dem Schmerze des Vaters und des königlichen Oheims
war allgemein und äußerte sich in einer reichen Anzahl herz-
licher Kundgebungen. — —
Wenden wir uns nun wieder der chronologischen Reihenfolge
der persönlichen Erlebnisse König Alberts zu, soweit sie ein all-
gemeines Interesse beanspruchen dürfen. Am 8. Okt. 1892 nahm
König Albert an der goldenen Hochzeit des Großherzogs von
Sachsen-Weimar teil und verlieh ihm dabei das sächsische Kara-
binier-Regiment, das auch im Besitz von dessen Nachfolger Wil-
helm Ernst geblieben ist, nachdem er am 5. Jan. 1901 des