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schwamm die ganze Stadt in einem Feuermeere, wobei Gas und
Elektrizität miteinander wetteiferten. Daß jenes gerade vor
70 Jahren, und zwar zum ersten Male zur Feier des Ge—
burtstages des Prinzen Albert aufgeflammt war, ist schon er-
wähnt worden. Auch in anderen Städten wurden festliche Illu-
minationen veranstaltet; bei der Leipziger bildete besonders der
bald danach zum Abruch gelangende Turm der Pleißenburg ein
lichtglänzendes und Funkengarben spendendes Bild. Was aber
diese festliche Erleuchtung zu einer ganz besonders wertvollen
machte, waren nicht sowohl die kostbaren Veranstaltungen wohl-
habender Gemeinwesen, sondern die Beteiligung auch seitens der
Kleinsten und Armsten, namentlich in den armen Dörfern des Erz-
gebirges und der Lausitz. Und wenn auch in einigen von der
Sozialdemokratie erfüllten Industriebezierken manches Haus dunkel
blieb, so erregte das vielleicht bei den „Genossen“ Bewunderung
ob solchen Männerstolzes vor Königsthronen, bei den anderen
aber nur Mitleid.
Nachdem am 24. April, einem Sonntag, wie in allen Kirchen
des Landes, so auch in Dresden Fest= und Dankgottesdienst abge-
halten war, nahm der König ½12 Uhr im großen Schloßhofe
die Huldigung des sächsischen Militärvereinsbundes, der Freien
Vereinigung der Kampfgenossen von 1870/71 und des Verbandes
der deutschen Kriegsveteranen entgegen; es waren 400 Teilnehmer,
die 365 Vereine vertraten und 76 Fahnen mit sich führten. Daß
diese, zum Teil alte Kriegskameraden, vom Könige besonders
herzlich begrüßt wurden, braucht kaum erwähnt zu werden. Un-
mittelbar daran reihte sich im kleinen Schloßhof die Huldigung
der 70 Abgesandten der sächsisch-altenburgischen Enklave Grün-
thal, die alle in der originellen Altenburger Tracht erschienen
waren, darunter vier nach dem eigentümlichen, der päpstlichen
Tiara ähnelnden Kopfputze benannte Hormetjungfrauen unter der
Führung ihres Pastors Frost, der selbsechst zu Pferde die Deputa-
tion nicht nur leitete, sondern auch hoch zu Roß den Vortrag eines
von ihm verfaßten und komponierten Sachsenliedes dirigierte.
Mittlerweile hatte die Auffahrt der sämtlichen sächsischen Studenten-
schaften sich in 80 Wagen und zu Pferde mit Musikkapellen, Fan-