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farenbläsern und Herolden von der Heerstraße in der Albertstadt in
Bewegung gesetzt. Die Leipziger Universität, allein durch 50 Ver-
einigungen repräsentiert, führte; es folgte die Dresdener technische
Hochschule, die Tharandter Forstakademie, die Bergakademie zu
Freiberg und als jüngste die Tierärztliche Hochschule von Dresden.
Im Schloßhof angekommen, wurden die Studenten von einem
Hofmarschall empfangen und dann, nach Vollendung der Auf-
stellung, die Deputation, von jeder Hochschule ein Vertreter, zum
Könige geleitet. Der Leipziger Studiosus Jauch hielt die An-
sprache, in der er dem Rector Magnificentissimus der sächsischen
Hochschulen das Gelöbnis unverbrüchlichen, treuen Festhaltens an
den Grundpfeilern alter Sitte, an Thron und Altar darbrachte.
Der König dankte freundlich mit dem Wunsche, daß die Studenten-
schaft das, was sie heute verspreche, später in die Tat umsetzen
möge. Darauf betrat er den Balkon, und hier brachte der Student
der Technischen Hochschule, Falck, das Hoch auf den König aus,
in das die Studentenschaft unter Schlägergeklirr jubelnd einstimmte.
Der Zug ging dann durch die Stadt hinaus nach dem Bismarck-
platze, wo er sich auflöste. — Als nachmittags gegen 4¾ Uhr
der König und die Königin nach der Prinzenvilla in der Park-
straße zur Familientafel fuhren, bildete die Dresdener Schul-
jugend der drei oberen Klassen, im ganzen etwa 10000 Kinder, in
der Johann-Georg-Allee und der Lennéstraße in festlicher Klei-
dung Spalier, wobei eine Schülerin der VI. Bürgerschule dem
Könige einen Strauß überreichte und ein vom Direktor der Schule
verfaßtes Gedicht aufsagte. Ein glänzender Hofball am Abend
dieses Tages, an dem noch der Kaiser von Österreich und der
Prinzregent Luitpold von Bayern, von vielen anderen Fürstlich-
keiten zu geschweigen, teilnahmen, bildete den Abschluß dieser
Festestage.
Neben den Hoffestlichkeiten fanden noch eine Anzahl halb-
offizieller und privater Feiern aller Art statt, die aufzuzählen un-
möglich und unnötig ist. Ebenso unmöglich ist es, auch nur das
Wichtigste berührend, die vielen Geschenke, Adressen, Albums u. dgl.
zu beschreiben, die Liebe und Verehrung dargebracht und Kunst
und Kunstgewerbe wetteifernd hergestellt hatten. Auch Genuß-