— 754 —
vollen Art bis zu seinem Ende. Am 30. Juli wurde König Albert,
wie er selbst es geäußert hat, tief erschüttert durch den Hingang
des großen Kanzlers in Friedrichsruh. Auf seinen Befehl begab
sich am 3. Aug. der Kriegsminister Edler v. d. Planitz in Be-
gleitung seines Adjutanten, Rittmeisters von Arnim, nach Fried-
richsruh, um an dem Sarge des Verewigten einen Lorbeerkranz
mit weiß-grüner Schleife niederzulegen und den Angehörigen seine
Teilnahme auszusprechen. — Dann lief am 10. Sept. abends,
als der König gerade von der Jagd zurückkehrte, die Nachricht
von der abscheulichen Ermordung der österreichischen Kaiserin Elisa-
beth durch den Anarchisten Lucheni in Genf ein. Welch erneute
furchtbare Prüfung war dies doch für den kaiserlichen Freund,
nachdem ihm schon durch die Katastrophe des 30. Januar 1889
der einzige Sohn und Thronerbe in so furchtbarer Weise entrissen
worden war! Am 16. Sept. begab sich König Albert nach Wien
zur Beisetzung der so unerwartet rasch aus einem Dasein ge-
schiedenen Frau, das ihr mehr versprochen, als gehalten hatte.
Die folgenden Jahre verliefen im allgemeinen ruhig und
ohne Ereignisse von größerer Bedeutung, nur daß die schon er-
wähnte unbefriedigende Finanzlage des Landes die Stimmung
des greisen Monarchen trübte. Von dem Rücktritte des ihm per-
sönlich nahestehenden Finanzministers von Watzdorf war schon
die Rede. Auch bedeutete der Zusammenbruch der Leipziger Bank
im Juni 1901 eine große wirtschaftliche Schädigung namentlich
in Leipziger Kreisen. Es war immerhin wunderbar genug, wie
verhältnismäßig rasch man sich von diesem furchtbaren Schlage
erholte, von dem übrigens auch die Finanzen des Landes inso-
fern betroffen wurden, als die Lotterie-Darlehnskasse von dem
als völlig einwandfrei dastehenden Leipziger Geldinstitute sehr
stark in Mitleidenschaft gezogen worden war. Hatte sich doch
das Land im allgemeinen immer auch von früheren Krisen, nament-
lich in den siebziger und Anfang der neunziger Jahre mit staunens-
werter Kraft wieder erholt. So konnte König Albert trotz manchem,
was nach dem Lauf der menschlichen Dinge hätte besser sein
dürfen, voller Befriedigung und Dank um die Jahrhundertwende
auf seine das letzte Viertel des 19. Jahrhunderts reichlich füllende