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wenn er glaubte sein Volk kenne ihn und werde die Liebe, die
es seinem Bruder gewidmet habe, auch auf ihn übertragen. Still
hatte er immer im Hintergrunde gestanden, sozusagen im Schatten
seines immer von der Sonne des Glücks bestrahlten Bruder. Seine
Art war es nie gewesen, in der offenen, bis zu einem gewissen
Grade vertraulichen Art jenes mit den Leuten zu verkehren; das
war nicht Stolz und Menschenverachtung, wie es oft genug aus-
gelegt worden ist; sondern eine innerliche Zurückhaltung, eine
gewisse Scheu vor der Außenwelt war ihm von Jugend auf eigen
gewesen. Man darf wohl sagen, daß König Albert das sonnige
und lebensfrohe Temperament seiner bayrischen Mutter geerbt
hatte, während Prinz Georg mehr das Träumerische, Sich-
abschließende des Vaters in sich trug. Des Horaz bekannte Ode:
Odi profanum vulgus et arceo war eines der Lieblingsgedichte
des Vaters gewesen; er hatte sie, wie manches andere Gedicht
des menschenkundigen Römers in die Muttersprache übersetzt: „Un-
heiligen Pöbel hasse und fliehe ich“ — so hatte wohl auch der
Sohn es sich zu eigen gemacht, die laute Menge von der Tempel-
schwelle des Gemüts fernzuhalten. So urteilte schon sein Er-
zieher Albert von Langenn über ihn, wenn er ihm Lebhaftigkeit
der Einbildungskraft und Neigung zur Absonderung zuschrieb, und
dann fortfuhr: „Er sehnt sich nicht sehr nach der Außenwelt, er
bildet sich eine Welt für sich; in Gesellschaft mit anderen Kindern
ist er heiter, wohl mitunter sehr heiter; aber es treten sofort auch
Augeublicke ein, wo er sich selbst aus munteren Kreisen absondert.“
Was von dem Knaben galt, urteilte der Vater auch von dem Jüng-
linge, als er für diesen einen längeren über das Wintersemester
1850/51 hinausreichenden Aufenthalt in Bonn wünschte, wo der
Prinz gleich seinem Bruder seit 1849 studierte und zum Studien-
genossen u. a. den Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen,
den nachmaligen Kaiser Friedrich III., hatte. Damals schrieb der
Vater: „Bei seiner Neigung zu einem mehr in sich gekehrten,
kontemplativen Leben bedarf er des äußeren Anstoßes, um sich
in der Welt und unter den Menschen bewegen zu lernen und
manche Ecke seines Charakters abzustoßen, wozu im Vaterhaus
und im Vaterland sich keine Gelegenheit bietet.“ Doch wurde