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Sommersemester 1850 angehört hatte, wandte sich Prinz Georg
wieder dem Dienste der Armee zu, die ihn seit dem 9. Juni 1836
den ihren nannte. Zunächst tat er Dienst in Radeberg bei der reiten-
den Artillerie. Während der Radeberger Zeit zeigte der Prinz, daß er
trotz seines in sich gekehrten Wesens doch auch ein Mann des raschen
Entschlusses war, indem er durch schnelles Eingreifen gelegentlich
eines Spazierrittes den Feldbesitzer Teich aus Radeberg vor dem
Tode des Ertrinkens rettete, der eben in Gefahr stand, von seinem
wildgewordenen Kuhgespann die steile Böschung hinab in die an-
geschwollene Röder geschleift zu werden. Von 1856 auf 1857
war der Prinz Major im Jägerbataillon und kehrte nach Ablauf
dieser Zeit als Oberstleutnant zum Gardereiter-Regiment zurück,
dem er schon 1847 zugeteilt gewesen war. Bei diesem blieb er
dann bis zum Jahre 1870. Fast gleichzeitig mit dieser Rückkehr
zu den Gardereitern begann aber auch die politische Laufbahn
des Prinzen, indem er am 22. Nov. 1858 vom Vater zum Mit-
gliede des Staatsrates ernannt wurde, dem Kronprinz Albert
schon seit 1854 angehörte. Beide Prinzen traten gleichzeitig am
21. Mai 1862 entsprechend der Bestimmung des § 63 der Ver-
fassung in die erste Kammer ein, Kronprinz Albert also mit 31,
Prinz Georg mit 30 Jahren, obwohl der genannte Paragraph
den Eintritt schon mit der Mündigkeit, also mit dem 21. Jahre,
gestattet. Der damalige Präsident Friedrich Ernst von Schönfels
begrüßte die Prinzen in einer Rede, welche die langjährige parla-
mentarische Tätigkeit des königlichen Vaters hervorhob. Die
Thronbesteigung des Bruders im Jahre 1873 machte Prinz Georg
an dessen Stelle zum Leiter der Finanzdeputation, für welche
Stellung er bei seiner minutiösen Gewissenhaftigkeit geradezu
prädestiniert erschien. Alle Berichte derjenigen Kammermitglieder,
die mit und unter ihm arbeiten durften, stimmten stets dahin
überein, daß der Prinz ein vorzüglicher und stets aufs genaueste
unterrichteter Arbeiter war. Mit Recht beging deshalb die erste
Kammer am 26. Mai 1902 — der 21. Mai fiel in die Pfingst-
ferien — den 40. Jahrestag jenes Eintrittes des Prinzen mit be-
sonderer Festlichkeit. Vor Eintritt in die Tagesordnung ergriff
der Präsident Graf Könneritz auf Lossa das Wort, wobei er